Halle jubelt über späten Abseits-Pfiff
OL Süd: VfB Germania Halberstadt – VfL Halle 96 3:4 (1:2)
(von Bernd Waldow)
Es wäre der spektakuläre Abschluss einer Acht-Tore-Show gewesen, als Ole Matthias in der vierten Minute der Nachspielzeit einen Freistoß von Pascal Hackethal von der rechten Außenbahn per Kopf in die Maschen wuchtete, allerdings will die Assistentin den Halberstädter Torschützen im Abseits gesehen haben...
Auf der anderen Seite blieb dagegen die Fahne unten, als die zwischenzeitliche 4:2-Führung für die Saale-Städter aus abseitsverdächtiger Position fiel. So blieb der Favorit heute das glücklichere Team.
Beim VfB Germania suchte man anfangs vergeblich eine deutliche Reaktion auf das, was in Sandersdorf nicht klappte. Doch auch heute waren die Umschaltmomente selten von hohem Tempo geprägt. Zumindest in der ersten Halbzeit ging da nicht viel. Die zuletzt so stabile Abwehrformation wirkte allerdings auch mehrfach nicht sattelfest, so dass es in diesem Match nicht zu einem Happy-End für die Halberstädter reichte.
Es dauerte relativ lang, bis der erste Torabschluss registriert wurde, Jegor Jagupov zog aus 18 Metern ab, doch Fabian Guderitz packte in dieser bereits 18. Minute sicher zu. Die Gastgeber näherten sich zwar an, kamen aber bis dato nicht zu nennenswerten Abschlüssen. Dann wurde Dario Borval auf links gesucht und gefunden, durfte unbehelligt durch die Halberstädter Abwehr spazieren und nutzte seinen Freiraum (26.), um aus spitzem Winkel ins Tor zu schießen. Erst danach traute sich Vinicius Sandri (28.) mal einen Torschuss zu, traf aber aus 18 Metern nur rechts vorbei. Nach schnell ausgeführtem weiten Einwurf von Pascal Hackethal, behielt Fynn Kleeschätzky nahe der Grundlinie die Übersicht, bediente Patrick Baudis (33.), der aus 5 Metern keine Probleme hatte, zu vollenden. Fast postwendend die Antwort, doch Biregey , sträflich frei, traf auch nur links vorbei (37.). Das Zuspiel von Joel Klaschka (43.) nutzte „Hacke“ zum direkten Torschuss, aber auch da fehlte ein Stück Präzision. Die hatte dafür Jagupov tief in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, nicht eng markiert, nutzte er den Freiraum, aus der Drehung abzuschließen – und traf zum 1:2.
Ein provates Mittel zum Erfolg, hoch anzulaufen und den Gegner mit diesem Pressing zu Fehlern zu zwingen, brachte den 2:2-Ausgleich (49.), als Pascal Hackethal einen Querpass abfing und schräg von links ins rechte untere Eck traf. Danach hätte der VfB Germania nachlegen können, doch Klaschka fehlten beim Zuspiel von Valentin Masuth zwei Schuhgrößen (53.) und der von Hackethal sehenswert aus der Distanz mit vollem Risiko getretene 22-Meter-Volley-Schuss (59.) landete genau in den Armen von Keeper Julius Schmid. Zehn Zeigerumdrehungen später aber, folgte auf der anderen Seite erneut eine halbherzige Abwehraktion. Konrad Korngiebel hatte im Strafraum viel zu viel Platz und konnte sich die Ecke aussuchen (70.) – wählte unten rechts und stellte auf 2:3. Der Konter von Nils Morten Bolz (74.), der zum 2:4 führte, wirkte sehr abseitsverdächtig, doch ihm war es egal, er hob den Ball über den heraus stürmenden Keeper Fabian Guderitz ins Tor.
Die Halberstädter erhöhten zwar die Schlagzahl, hatten dabei aber nach hinten keine optimale Restverteidigung. Zunächst schien der Ertrag zu stimmen, als Sivio Rust mit dem Kopf präzise ins linke Eck einnetzte (76.), doch schon kurz darauf war es Guderitz zu verdanken, dass es nicht den nächsten Hallenser Treffer gab, er rettete stark zur Ecke (83.), ehe Mateo Martinez schneller war, als Borval, der schon alleine mit dem Ball auf Guderitz zusteuerte (86.), aber noch sauber gestellt wurde. In der Schlussphase noch einmal alles in die Waagschale zu werfen, hätte dem VfB Germania fast noch einen Punkt gerettet, doch dann kam die Abseitsfahne...
Insgesamt ein Spiel mit hohem Unterhaltungswert, das eigentlich keinen Verlierer verdient hatte. Jederzeit im Rahmen des Erlaubten übrigens, trotz des hohen Einsatzes gab es maximal eine Handvoll handelsüblicher Fouls. Man muss das erwähnen, denn zwölf (!) gelbe Karten könnten anderes suggerieren. Doch hier war zu keiner Zeit etwas unfair, es ist immer bedauerlich, vor allem wegen der Spätfolgen (Sperren), wenn ein Schiedsrichter nicht die eigene Souveränität, sondern die Kartenflut sprechen lässt.
Für die Halberstädter kann es eigentlich nur besser werden – nächste Chance am Sonntag, wenn der FC Grimma im Friedensstadion gastiert.