Beispielhafter Kampf mit nur einem Zähler belohnt
NOFV-Oberliga Süd: VfB Germania – VfB Krieschow 1:1 (0:0)
(von Bernd Waldow)
Fußballfans haben nicht selten ein unglaublich feines Gespür für die Situation. So auch nach diesem denkwürdigen Spiel im Friedensstadion. Nach kurzer Schockstarre fanden sie auch schnell ihre Stimme wieder, um ihr Votum zu verkünden: Da gab es aufmunternden Applaus und Jubel für das, was die eigene Mannschaft gerade – für mehr als eine Stunde dezimiert – auf das Grün gebracht hatte, wohingegen gellende Pfiffe und Buh-Rufe dem Schiedsrichter entgegen hallten. Leider nachvollziehbar, denn nach astreiner Spielleitung über gut eine Stunde, verlor Referee Christopher Jänike nach Meinung der Fans mehrfach den Durchblick, was nicht am aufziehenden Nebel gelegen haben kann, der hatte sich schon Mitte der ersten Halbzeit eingestellt. Was des Volkes Seele kochen ließ, war nicht die gelb-rote Karte (31.) gegen Edhem Hujdurovic, der einfach unabsichtlich etwas zu spät kam und seinen Gegenspieler traf, daher als bereits Verwarnter per Ampelkarte zurecht gehen musste, sondern dass ein nahezu identisches Foul auf der anderen Seite (66.), auch noch an derselben Stelle des Platzes, keine gelbe Karte für Krieschow nach sich zog. Richtig aus dem Sattel gingen die Fans, als Ole Matthias mit einem feinen Schnittstellen-Pass steil geschickt wurde (81.) und den Innenverteidigern bereits enteilt war, die ihn jedoch einen Meter vor der Box zu zweit zu Fall brachten. Dafür dem Gefoulten „Gelb“ zu zeigen, genau vor dem Fanblock, da fehlte nicht nur dem Block A jedes Verständnis. Als nach einem Foul an der Mittellinie der Ball trotzdem Bocar Baro in den Lauf sprang, der auf direktem Weg halb rechts unbehelligt zum Tor hätte durchstarten können, pfiff Jänike den Vorteil ab und ließ den Freistoß ausführen, was die Fans erneut zürnen ließ. Schließlich waren die drei angezeigten Nachspielminuten abgelaufen, als Krieschow noch immer munter um den Strafraum herum spielen durfte und eine Abschlussmöglichkeit suchte, die Antosiak dann zum Ausgleich nutzte (90.+4) – für die Fans das Tüpfelchen auf dem „i“.
Dabei begann Krieschow die Begegnung durchaus verheißungsvoll, Colin Raak per Kopf (3./ von Lukas Cichos gahalten) und Andy Hebler mit 16-Meter Schuss (4.) links vorbei, hätten die Gäste früh in Führung bringen können. Temi Ajibolas Kopfball (5.), zu Ecke abgefälscht, war für lange Zeit die einzige Antwort der Hausherren. Vieles spielte sich danach im mittleren Spielfeld-Drittel ab, erst Berkay-Osman Altin (17.) und Hujdurovic (Freistoß/ 22.) brachten Fritz Pflug im Gäste-Tor etwas Beschäftigung. Heiß dann zwei folgende Szenen, als Pflug bereits überwunden war, doch vor dem einschussbereiten Dustin Arnold, von Nick Poser bedient (25.), bzw eine Zeigerumdrehung später erneut Philipp Knechtel auf der Linie klärte, der VfB Germania der Führung nahe war. Fynn Kleeschätzky und Pascal Hackethal brachten zügig Nick Poser in Position (42.), der aber neben die rechte Torstange zielte, bevor Miguel Pereira Rodriges (45.+3) unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff am starken Cichos scheiterte.
Zwischen der 55. und 60. Minute drei spektakuläre Torhüter-Paraden: Zuerst Ecke „Hacke“, Kopfball Kleeschätzky auf Ajibola, dessen Kopfball Pflug noch entschärfen konnte, dann aber zweimal Halberstadts Nummer 1 klasse gegen Manuel Seibt und Leo Felgenträger. In dieser Phase Krieschow mit mehr Präsenz vor dem Halberstädter Tor, doch der VfB Germania konnte sich immer wieder befreien, so Baro (74.), der im Sprint den Ball eroberte und seinen Abschluss nur knapp flach links vorbei setzte. Potentiell die nächste Torgefahr durch Ole Matthias, der sich ganz sicher nicht freiwillig auf direktem Weg zum Tor, noch dazu kurz vor dem Strafraum, hat fallen lassen (81., siehe oben). Dann Glück für den VfB Germania, der glitschige Ball versprang der Innenverteidigung der Gäste, so dass Baro auf und davon zog, allerdings in zwei Versuchen an Pflug nicht vorbei kam. Doch Fabio Ertmer war aufmerksam und handelte schnell und sicher, schmetterte das Spielgerät eisenhart unter das Tordach zur viel umjubelten Führung für die arg gebeutelten Halberstädter (84.).
Es folgte Baros möglicher Alleingang (90.), siehe oben, bevor Krieschow inklusive Torhüter Pflug noch einmal alles nach vorn in Bewegung setzte. Ein Durchkommen gab es für die Gäste bis zum Ablauf der drei angezeigten Nachspiel-Minuten nicht mehr, doch es war ja noch längst nicht Schluss... Kamil Antosiak war an der Strafraumlinie in Schussposition, traf die Kugel optimal, so dass auch Cichos sie nicht mehr aus dem Winkel kratzen konnte. Ob die Punkteteilung insgesamt in Ordnung geht, sei dahin gestellt, Hut ab aber einmal mehr vor der Moral der Halberstädter, die einfach in jeder Lage immer und immer weiter machen!