Verdientes Ende einer stolzen Heimserie
NOFV-Oberliga Süd: VfB Germania – SC Freital 2:4 (2:0)
(von Bernd Waldow)
Am Ende einer „englischen Woche“ hätte man vermutlich den Substanzverlust nach kräftezehrenden Spielen für das Scheitern verantwortlich gemacht. Nun aber ist eher das Gegenteil ausschlaggebend. Nach der unfreiwilligen Spielpause der letzten Wochen suchte man ihn vergeblich, den Flow, in dem sich das Team zuletzt Spiel für Spiel bewegte. Die Tests der Vorwoche offensichtlich nur scheinbar ein Ersatz für den Kick um Punkte.
Dabei begann der VfB Germania zielstrebig und belohnte sich bereits in der Anfangsphase, als Nick Poser im Zweikampf schaffte, den Ball in den Lauf von Joel Klaschka zu lenken, der halb links in den Sechzehner eilte und überlegt an Matti Kamenz vorbei ins entlegene Eck zur frühen 1:0-Führung (6.) abschloss.. In der Folge aber von Sicherheit und Selbstvertrauen im Defensivverhalten der Gastgeber nichts zu sehen. Eine ganze Handvoll Chancen eröffnete sich dem SC Freital binnen weniger Augenblicke, ohne dass die Halberstädter Abwehr Herr der Situation geworden wäre. Pures Glück für den VfB Germania, dass der SC hier den Ausgleich mehrfach liegen ließ. Vorn blieb Klaschka besonders auffällig, die nächsten Szenen gehörten ihm. Zunächst bekam er im Zweikampf etwas ab, musste im gegnerischen Strafraum behandelt werden, erholte sich jedoch und war bereits nach gut einer Viertelstunde dem zweiten Treffer nahe, als er einen Zweikampf gewann und von der Strafraumgrenze einen gefährlichen Abschluss nur knapp über den hinteren Giebel setzte. Eine Phase, die den Hausherren gehörte, die zu Abschlüssen kamen und vor der Gäste-Box hohe Präsenz hatten. Das Spiel schwappte auf dem tiefen, aber sehr gut bespielbaren Grün in seltsamen Wellen hin und her, so dass auch der SCF drei Torchancen in Folge besaß: Patrick Baudis klärte resolut per Kopf (31.), Oliver Genausch (32.) und Akaki Gogia (34.) fanden in Germania-Kapitän Lukas Cichos ihren Meister. Nach gutem Umschaltspiel wurde es dann wieder heiß vor dem Tor von Kamenz. Fabio Ertmer konnte zwei Verteidiger binden, düpierte sie am linken Strafraumeck mit einem feinen Steckpass auf den zentral völlig frei stehenden Klaschka, der aus 14 Metern cool blieb (35.) und auf 2:0 stellte. Bis zur Halbzeit hielt die Führung, doch Fynn Kleeschätzky musste angeschlagen vom Feld, das bedeutete eine erneute Umstellung der Abwehr für den zweiten Durchgang.
Den besseren Start erwischten nochmals die Gastgeber. Klaschka, verheißungsvoll in Szene gesetzt (52.), legte quer, fand aber keinen Mitspieler, der trotzdem eroberte Ball landete bei Denis Vukancic, der aus spitzem Winkel nur das Außennetz traf. Auf der anderen Seite parierte Cichos einen Freistoß von Gogia ((55.), bevor Poser ein atemberaubendes Solo startete (60.), das aber keinen Abnehmer fand. Zwei Zeigerumdrehungen später noch ein ähnliches mit Abschluss, aber von Kamenz gehalten. Die nächsten Minuten gehörten dann wieder den Gästen, diesmal mit Erfolg. Die Vorbereitung über rechts, wo bis in die Box hinein drei Germanen den Zweikampf scheuten, so dass Rick Edward Wuchrer Nutznießer der Vorabeit wurde 65.), durfte den parallel zur Torlinie gespielten Querpass, den auch Cichos nicht unterband, aus wenigen Zentimetern über die Linie schieben. William Wessely hatte das Muster verinnerlicht und spazierte seelenruhig durch die HBS-Abwehr (71.), um selbst abzuschließen, traf beherzt an Cichos vorbei zum 2:2. Klaschkas Lattenschuss (80.) hätte vielleicht noch ein gutes Ende einläuten können, aber in den letzten Minuten schwappte das Spielgeschehen wieder vor das Tor von Cichos, der zunächst mit spektakulärer Parade gegen Gogia zur Ecke rettete (84.), zwei Riesenchancen aus der Ecke heraus auf der Linie mit starken Reflexen unschädlich machen konnte (84.), dann aber machtlos war (85.), als nach feinem Konter Colin v. Brezinski quer ablegte und Felix Hennig mühelos einschob. Die Mittel der Hausherren, hier noch einen Punkt zu sichern und so Schadensbegrenzung zu betreiben, sie waren nicht tauglich. Ball abgefangen, Konter sauber ausgespielt, Querpass und durch Wuchrer zum 2:4 (90.+3) den Sieg eingetütet. Die erste Heimpleite in der Liga seit mehr als einem Jahr beendet damit eine stolze Serie. Der insgesamt schmale Kader des VfB Germania, den Manuel Rost seit nun schon längerer Zeit zum Training und erst recht zum Spiel zur Verfügung hat, er scheint an Grenzen zu kommen. Bleibt zu hoffen, dass einige Langzeitverletzte möglichst bald wieder ins Geschehen eingreifen können. Dass in dieser Liga nichts von selbst geht, sollte nun wieder jedem bewusst machen, wie die Aufgabe, aber auch Chance, in Ludwigsfelde anzugehen ist.