Facettenreiches Spiel entscheidet sich innerhalb zehn Minuten
NOFV-OL Süd: RSV Eintracht Stahnsdorf – VfB Germania Halberstadt 3:1 (3:1)
(von Bernd Waldow)
Die einfachste Zusammenfassung aus Sicht des VfB Germania wäre wohl mit dem viel zitierten „Lehrgeld zahlen“ umschrieben. Die vermeintliche „Wundertüte“ RSV entpuppte sich als Sammelsurium von Zweit- und Drittliga-Erfahrung sowie mehreren hundert Regionalligaspielen. Dem stemmte sich der VfB Germania tapfer entgegen und es begann eine sehr umkämpfte und ausgeglichene knappe halbe Stunde, in der der VfB Germania urplötzlich eine edle Torchance kreieren konnte (12.), als Bocar Baro rechts zwei Verteidiger düpierte, den Kopf hochnahm und sah, dass Nick Poser noch nicht in optmaler Position stand, so dass Baro aus spitzem Winkel selbst den Abschluss suchte. Dabei scheiterte er an Torwart Daniel Hemicker, was besonders ärgerlich ist, weil mittlerweile Pascal Hackethal völlig frei auf der anderen Seite des Sechzehners vergeblich auf das Zuspiel wartete...
Hatte man den Eindruck, aus den Abwehrfehlern gegen Auerbach habe der VfB Germania gelernt, so stellte sich in Stahnsdorf ein neues Phänomen ein. Eine Ecke und eine ähnliche Situatuion, Eingabe nahe der Eckfahne nach Einwurf, führten zu zwei Toren für Stahnsdorf (28./35.), weil vor dem Tor einfach nicht konsequent mit letztem Willen geklärt wurde. So köpfte zunächst Luca Krüsemann die Gastgeber aus Nahdistanz in Führung und erzielte kurz darauf einen weiteren Treffer, weil ihm der Ball quasi vor die Füße rollte, so dass er aus zehn Metern einschießen konnte. Dazwischen konnten die Halberstädter jubeln, als nach Freistoß aus halblinker Position Patrick Baudis per Kopf verlängerte (31.) und Bocar Baro am zweiten Pfosten mit dem Fuß den Ausgleich erzielte. Hier war er seinem Zweitliga erfahrenen Bewacher Louis Samson erfolgreich entwischt, bei dem er ansonsten neunzig Minuten lang „an der Kette“ lag. Das Matchglück blieb auf Seiten der Hausherren, denn eigentlich hätte Patrick Baudis am Mittelkreis einen weiten Ball klären wollen und können, rutschte jedoch aus und ermöglichte Krüsemann den dritten Treffer (38.), da war Lucas Cichos gegen den Alleingang machtlos. Kurz vor der Pause hätte es 4:1 stehen können, doch der Ball von Ernes Matjaz verfehlte die linke Torstange um Zentimeter, bevor Pascal Hackethal auf der anderen Seite zum Freistoß ansetzte, den Torhüter Hemicker mit den Fingerspitzen über die Querstange lenkte, so dass es zur Pause beim 3:1 blieb, nachdem innerhalb von zehn Minuten (28. bis 38.) vier Tore gefallen waren.
Viele Vorwürfe konnte man den Halberstädtern nicht machen, bis auf die geschilderten Szenen hielten sie mit konzentrierter Arbeit Lucas Cichos frei von großen Taten, denn der Kapitän musste kaum ernsthaft eingreifen, nur hier und da eine Eingabe oder einen Freistoß abfangen – das war´s. Offensiv-Bemühungen des VfB Germania gab es auch, doch die Einheimischen fanden jetzt ein wirksames Mittel, Halberstädter Angriffe im Keim zu ersticken. Wann immer es gefährlich wurde, ging ein Stahnsdorfer unter dem kollektiven Gebrüll von der RSV-Bank zu Boden, was Schiedsrichter Oliver Seib regelmäßig veranlasste, die Halberstädter Angriffe abzupfeifen. Bei taktischen Fouls auf der anderen Seite urteilte er indes leider nicht so konsequent. Beispielhaft eine Szene rund eine Viertelstunde vor Schluss: Freistoß RSV und das Zeichen „Ich pfeife an“ des Referees, doch während Lucas Cichos noch die Mauer stellte, führte der RSV bereits aus. Seib ließ es geschehen, pfiff nach dem zweiten Kontakt in die Aktion hinein und der RSV brachte die Kugel knapp übers Tor. Ansonsten machte es der VfB Germania nicht so schlecht, ließ kaum noch etwas zu und hatte die Szenerie vielfach in die RSV-Hälfte verlegt. Als einmal nicht abgepfiffen wurde (65.) war es erneut Bocar Baro, der mit einem feinen Abschluss Keeper Hemicker forderte, doch der klärte zur Ecke. Am Ende unterlag die in Ausblildung befindliche Riege des VfB Germania der eingekauften Fußball-Erfahrung des RSV. Gut angelegt auch die finanziellen Mittel für etliche Helfer, die mit freundlichen und klaren Ansagen allerorten Kompetenz rund um das Spielfeld ausstrahlten – wie man hört nicht nur im Ehrenamt, was sich offensichtlich im Engagement durchaus auszahlt. Auch diesbezüglich eine lehrreiche Standortbestimmung für den VfB Germania, bei dem Coach Manuel Rost die Dinge durchaus einzuschätzen weiß und fokussiert weiter arbeiten wird.