Punkteteilung im Harzkreis-Duell
NOFV-Oberliga Süd: VfB Germania Halberstadt – FC Einheit Wernigerode 2:2 (2:1)
(von Bernd Waldow)
Auf dem Spielfeld gab es keine Siegermannschaft, die Zuschauer könnten insgesamt aber schon der Gewinner dieser unterhaltsamen, stimmungsvollen und spannenden Begegnung gewesen sein. 1283 Besucher bildeten eine stattliche Kulisse, die für eine entsprechende Atmosphäre sorgte. Wenn auch die teils primitiven Schlachtgesänge der Fankurven nichts für Kinderohren waren und Pyrotechnik nichts im Stadion verloren hat, so gab es doch ein wechselseitiges Hin und Her auf den Rängen, das dem auf dem Spielfeld nicht nachstand. Die Begegnung begann mit einem Blitzstart für den VfB Germania, sehenswert schmetterte Bocar Baro eine Flanke von der rechten Seite per Direktabnahme schon nach sechzig Sekunden ins Wernigeröder Tor zur frühen Führung. Auf der anderen Seite kam Nick Schmidt zum Abschluss (9.), Lukas Cichos hatte aber bei dem Versuch aus 18 Metern kein Problem. Denis Vukancic köpfte unter Bedrängnis über den Kasten (11.) und dann war Corvin Kosak blitzsauber bedient worden, agierte aber in bester Position viel zu umständlich (14.) und ließ die edle Chance liegen. In der 20. Minute hatte Baro das 2:0 auf dem Fuß, nachdem Kosak einen schlampigen Querpass der Gäste vor dem eigenen Strafraum abfing und auf seinen Sturmkollegen ablegte, doch Baro beförderte das Spielgerät zwar am Torwart, aber auch am Tor vorbei. Die Strafe für die liegen gelassenen Chancen folgte prompt. Der VfB Germania bei einer Ecke schlecht aufgestellt, so dass Kevin Hildachs Eingabe an Freund und Feind vorbei direkt ins Tor segelte (21.) und den zu diesem Zeitpunkt schmeichelhaften Ausgleich bedeutete. Wernigerodes Abwehr dann bei zwei Eckstößen auch nicht gut sortiert, hier klappte aber die riskante Rettung im Zusammenspiel mit dem Torwart. Aus dem linken Halbfeld hielt Valentin Masuth einfach mal drauf 32.), doch die Kugel senkte sich hinter das Tor. Auch Pascal Hackethal versuchte es mit einem hohen Ball (43.), ebenso wenig von Erfolg gekrönt, wie die Eingabe danach, die Baro knapp verpasste. Mit ganz starker Vorarbeit glänzte Baro aber schon in der nächsten Szene, als er mit letztem Einsatz einen Ball vor der Grundlinie nach innen servierte, den Denis Vukancic aus 14 Metern direkt flach im linken unteren Eck platzierte, gleichbedeutend mit dem 2:1-Halbzeitstand, der verdienten Führung für die Hausherren.
Nach dem Wechsel zunächst Masuth per Kopf, zielte aber zu hoch. Nur zwei Zeigerumdrehungen später (52.) beinahe eine Slapstick-Einlage der Germanen. Fynn Kleeschätzky und Lukas Cichos im Missverständnis bei einem Rückpass, Schmidt dazwischen, traf aber nur neben das Tor. Es folgte der Auftritt von Niclas Treu, der sich im Halberstädter Strafraum durchsetzte, abzog und Glück hatte, dass der Ball abgefälscht und so für Cichos unerreichbar wurde - 2:2 (58.), ein ordentliches Spektakel für die Zuschauer. Wer glaubte, der VfB Germania würde nun wieder das Heft des Handelns an sich reißen, sah sich getäuscht. Während elf Wernigeröder sich mit Derby-Mentalität auf dem Platz in alles hinein warfen, was möglich war, zeigte auf Halberstädter Seite nur Bocar Baro ähnliches Vollgas in allen Aktionen, wollte es seinen Ex-Kollegen unbedingt beweisen, dass er zu Unrecht so wenig Einsatzzeit in der Nachbarstadt bekommen hatte. Er hätte damit zum Helden des Abends werden können, denn auch in der 80. Minute war er quirlig im Sechzehner unterwegs und wurde gefoult. Er machte den Fehler, unbedingt auf den Beinen bleiben zu wollen, so dass es keinen Elfmeter gab und die Möglichkeit dahin war. Danach versuchte Hildach aus der Distanz, Cichos zu überrumpeln, der weit vor seinem Tor agierte, sich aber nicht überlisten ließ und die Kugel noch abfing. Vor dem anderen Tor danach wilde Szenen, am Ende ein Handspiel und der Pfiff – Handelfmeter. In der folgenden Diskussion mit dem Schiedsrichter, der die Partie komplett im Griff hatte, ernteten gleich drei Spieler der Gäste „Gelb“ als Belohnung. Das nur eine Randnotiz, denn die (Sieg-) Chance lag nun auf dem Präsentierteller (88.). Da Hackethal als sicherer Schütze schon ausgewechselt war, fehlten nicht nur seine Einwurf-Flanken im letzten Spielabschnitt, sondern auch der etatmäßige Vollstrecker. So nahm sich Bocar Baro der Sache an. Er hielt dem Druck jedoch nicht stand und schoss den Ball deutlich über den Kasten, mutierte so nun eher zum tragischen Helden. Damit ging die Begegnung ausgeglichen zu Ende und der VfB Germania bleibt erneut ohne Sieg gegen Wernigerode, fährt damit erstmals als Außenseiter in die folgende Pokalbegegnung, in der jetzt der Gastgeber die Favoritenrolle trägt.