Fußball Oberliga: ... Erste verliert Spitzenspiel

Gebrauchter Tag von A wie Abseits bis Z wie Zumutung

NOFV-OL Süd: 

Bischofswerdaer FV 08 - VfB Germania  4:1  (1:0)

(von Bernd Waldow)

Ein Spiel 1:4 zu verlieren und trotzdem stolz auf die Mannschaft zu sein, klingt zunächst unschlüssig. Wenn der Sieger-Trainer auf der PK betont, der Unterlegene habe das Spiel dominiert, ist man vielleicht doch geneigt, die Fakten zu betrachten und nicht eine Schönrednerei als Ausrede zu vermuten.

 

Zweiter gegen Dritter – diese Paarung wird gerne als Top-Spiel verkauft, war es aber ganz und gar nicht. Schon das Spielfeld wurde dabei leider seinem Namen gerecht, diese Fläche heißt ganz offiziell „LaOla-Bolzplatz“ und erinnert bestenfalls an einen früher stolzen Kunstrasenplatz, den für Oberliga-Meisterschaftsspiele freizugeben, schwer verständlich scheint.

Manuel Rost: „Wenn man das als Top-Spiel verkaufen möchte, braucht es auch Bedingungen, die einem Top-Spiel gerecht werden können. Was findest du vor?! Einen Platz, der komplett platt, komplett tot ist. Ein Unding, darauf Pflichtspiele auszutragen. Du suchst vergeblich Kabinen, die dem Liga-Standard entsprechen, die Mannschaft muss sich in einer Turnhalle umziehen!“ 

Dass aus dem grenzwertigen Belag ein Heimvorteil entstehen könnte, scheint kaum als Argument tauglich, immerhin verletzten sich zwei Spieler auf dem Untergrund schwer – Vinicius Sandri Kuffner (Bänderriss) schon nach drei Minuten und Johann Weiß (BFV) bereits gut zehn Minuten später mit Verdacht auf Kreuzbandriss und Abtransport ins Krankenhaus – gute Besserung! – beide übrigens ohne gegnerische Einwirkung. Unter diesem Anfangseindruck flog das Momentum schnell den Gastgebern zu, auch weil der VfBG, noch unter dem Schock der Verletzung, erst eine neue Ordnung finden musste. Schon in der 4. Minute durfte Tim Hoffmann relativ unbehelligt im Strafraum einen hohen Ball verwerten, den er zum Glück für die Gäste nur an den Pfosten klatschte. Das Momentum auch auf Seiten des BFV 08, als Paul Fromm einen Freistoß in der 7. Minute aus rund 25 Metern unhaltbar im Tordreieck versenkte. Es hätte sich wahrscheinlich ein anderer Spielverlauf entwickelt, hätten Corvin Kosak bei seinen Versuch, eine Eingabe von der linken Seite aus fünf Metern zu veredeln (11.), nicht zwei Schuhgrößen gefehlt. Hat denn der Torjäger diesmal nicht geliefert?! Doch, hat er und zwar mit einem Treffer in just dieser Phase, der das 1:1 bedeutet hätte. Während der Ausholbewegung ertönte der zweifelhafte Abseitspfiff. Rein motorisch konnte Kosak die Ausholbewegung nicht mehr stoppen, schoss ins Tor, was ihm prompt die 5. „Gelbe“ einbrachte. Völlig überzogene Entscheidung!

Die zweite Hälfte der ersten 45 Minuten gehörte klar dem VfB Germania. Das nächste Signal setzte Ole Matthias, der eine Eingabe von links gefährlich abschloss, Carter Schmitz blockte in höchster Not für die Gastgeber und verhinderte das 1:1, das dennoch in dieser Phase hätte fallen können, wenn nicht sogar müssen. Kosak schädelte das Spielgerät um Zentimeter am Ziel vorbei (37.) Auf der anderen Seite vereitelte Lukas Cichos gegen Hoffmann (39.), eröffnete schnell und Neumann brachte auf Kosak-Vorlage dann endlich den Ball im gegenerischen Kasten unter (42.), doch das Momentum wieder nicht auf Seiten der Domstädter, denn Kosak soll zuvor im Abseits gestanden haben. Eine weitere Fehleinschätzung des schwachen Schiedsrichter-Trios, was Bilder später belegen konnten, doch der Kölner Keller war nicht zugeschaltet.... In den Nachspielminuten der ersten Halbzeit zunächst Cichos gewohnt sicher gegen Hoffmann, dann klärte der Abwehrverbund der Halberstädter erfolgreich gegen Jonas Krautschick – Halbzeit 1:0. Die Halberstädter spielten in der zweiten Hälfte weiter ruhig und couragiert, drückten der Begegnung ihren Stempel auf. Doch sie mussten sich nicht nur den elf Schiebockern erwehren, es gab auch weiterhin ungereimte Entscheidungen, die nicht folgenlos blieben. Wurde das Halberstädter Tor zu unrecht annuliert, so durfte Hoffmann aus klarer Abseitsposition (ebenfalls von Bildern belegt) allein auf Cichos zusteuern und markierte das zweifelhafte 2:0 (65.). Auch das brach die Moral des VfB Germania nicht, der Kampf wurde weiter geführt und eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, wann sich die Domstädter hier belohnen würden. Der Umgang mit den eigenen Chancen war denn auch der einzige Kritikpunkt, den Manuel Rost an seiner Mannschaft zulassen wollte:

„Wenn du so eine Moral auf den Platz bringst, musst du dich eigentlich belohnen. Du steckst das irreguläre 2:0 weg, nimmst es hin, dass dir ein klares Tor nicht gegeben wird, dass dir ein Elfmeter verwehrt wird, musst damit leben, dass die Gastgeber die Ersatzbälle verschwinden lassen und wir so das Spiel nicht schnell machen können, weil stets Bälle aus dem weitläufigen Umfeld umständlich zurück geholt werden müssen. Trotzdem kämpft die Truppe diszipliniert und glaubt an sich!“

Die Aufholjagd war auch zunächst von Erfolg gekrönt, als Denis Vukancic (80.) zum 2:1 verkürzte. Danach die Halberstädter dem Ausgleich wesentlich näher, als Schiebock dem 3:1. Die Entscheidung in einer Beispiel gebenden, skurillen Aktion. Rodrigues verlor im Strafraum den Ball, der ihm sauber abgelaufen worden war, Daraufhin wälzte er sich auf dem Boden, wohl um Zeit zu gewinnen. Um dennoch eine mögliche Verletzung behandeln lassen zu können, schoben die Halberstädter im Sinne des Fairplay den Ball ins Niemandsland. Jonas Krautschick nahm die Kugel auf (90.), ging aufs Tor zu und schob ein.  Eine vogelwilde Schlussphase, in der Bischofswerda noch das 4:1 gelang, leider auch wieder aus klarer Abseitsposition, was die Bilder belegen. Nur Augenblicke nachdem er sich noch im Sechzehner der Halberstädter gewunden hatte, war Rodrigues nach Wunderheilung zur Stelle, legte auf für Matteo Hecker, der locker zum Endstand einschob. Ob dieser Szene schlug Ole Matthias fassungslos den Ball ins Seitenaus. Der völlig überforderte Schiedsrichter entschied daraufhin auf „Rot“ gegen Halberstadts Nummer 25, was Kapitän Lukas Cichos auf den Plan rief, der aber nicht gehört, sondern völlig überzogen auch noch verwarnt wurde.

Manuel Rost: „Ich bin heute der größte Fan meiner Mannschaft. Solche Dinge wegzustecken, dazu gehört schon einiges. Und sie haben sich mit allen Mitteln gegen das Ergebnis gewehrt, für das sie nur bedingt etwas konnten, denn zu viele Dinge konnte die Mannschaft heute überhaupt nicht beeinflussen. Vorwürfe wären jetzt fehl am Platz. Es gibt nur eine Marschroute – den heutigen Tag abhaken und dann eine neue Serie starten! Besonders ärgert mich, dass wir völlig unnötig drei Spieler verloren haben, mit Vini, der unverschuldet länger ausfallen wird, mit Ole, der völlig überzogen Rot gesehen hat und mit Corvin, der ebenfalls ungerechtfertigt seine 5. Gelbe bekommen hat.“

Sicher, auch ein Schiedsrichter kann mal einen schlechten Tag erwischen, das passiert Spielern schließlich auch. Solange es in beide Richtungen gleichmäßig schlecht läuft, ist das auch zu akzeptieren, aber wenn eine parteiische Spielleitung daraus wird, dann hat das schon einen mehr als merkwürdigen Beigeschmack...

Die Spieler bekommen jetzt eine Pause zum „Deload“, wie vorher bereits verkündet, bleibt zu hoffen, dass damit der Schalter wieder umgelegt werden kann.

Die Zeichen stehen nicht schlecht, denn es erscheint fraglich, ob solche unbeschreiblichen irregulären Einflüsse noch einmal geballt auf die Mannschaft einwirken werden.

 

Stabilität und Willensstärke war und ist ihr Trumpf – und meistens kann man Spielausgänge auch selbst beeinflussen...