Fußball Oberliga: ...Befreiungsschlag im Heimspiel

Erste Mannschaft kehrt mit Leidenschaft in die Erfolgsspur zurück

NOFV-Oberliga Süd:  VfB Germania Halberstadt – VfB 1921 Krieschow  5:2  (1:1)

(von Bernd Waldow)

Man war gewarnt, die Hausaufgaben gemacht. Dass der Gast hier mit breiter Brust auflaufen würde, zumal nach dem Sieg im Landespokal gegen den Regionalligisten Luckenwalde, das

hatten alle auf dem Schirm. So schickte man sich an, den eigenen Mut wiederzufinden, sich von Torflaute, dubiosen Schiedsrichterentscheidungen und gegnerischen Traumtoren auf diese Weise ein Stück weit zu entfernen. Beide Teams agierten in der Anfangsphase noch verhalten, obwohl Jona Renner bereits in der 1. Minute zum Kopfball kam, den er knapp links vorbei setzte. Auf der anderen Seite enteilte Artur Bednarczyk über die linke Seite seinen Verfolgern, zog nach innen und kam zum Abschluss, der knapp rechts am Ziel vorbei rauschte...  Colin Raak hatte dann in der 9. Minute die erste richtig gute Möglichkeit, blieb halb rechts im Strafraum ungedeckt und zwang Lukas Cichos zur ersten großen Tat in diesem Spiel. Noch in derselben Minute ging der Halberstädter Kapitän eben gegen Raak ins Dribbling, blieb irgendwie im Rasen hängen, verlor so an der Strafraumgrenze die Kugel, die Krieschows Nummer 8 gedankenschnell ins leere Tor schlug. Geschockt zeigte sich der VfB Germania, in den letzten Spielen schon über Gebühr Leid geprüft, zwar nicht, konnte jedoch zunächst auch keine Hochkaräter vor dem Gästetor erzwingen. Die eigene Abwehrreihe überzeugte dabei nicht wirklich, immer wieder gab es Wackler, die Krieschow allerdings auch nicht ausnutzte, so etwa in der 26. Minute, als der Gast in aller Ruhe und unbehelligt über drei Stationen Luca Grimm frei spielen konnte, der aber aus 5 Metern nicht an Lukas Cichos vorbei kam. Wie auch immer – er streckte sich dermaßen, dass er mit den Handschuh-Spitzen noch die Kugel vor dem Überschreiten der Linie erwischte – eine ganz große Tat!

Der VfB Krieschow setzte auch weiterhin per Konter einige Nadelstiche, aber auch die Heimmannschaft, insgesamt mit mehr Spielanteilen, zeigte sich mehrfach in Tornähe. Zwingend wurde es allerdings kaum. Corvin Kosak ging im Zweikampf zu Boden, fing sich „Gelb“, weil der Schiedsrichter das als „Schwalbe“ wertete. Silvio Rust kam durch bis ans kurze Eck des Fünfers (38.), doch sein Schuss wurde noch zur Ecke geblockt. Kollektiver Aufschrei der Halberstädter dann in der 45. Minute, als Edhem Hujdorovic einen Freistoß Richtung linkes oberes Eck zimmerte, den Keeper Fritz Pflug nicht richtig zu packen bekam. In der Folge dieser Aktion riss er Corvin Kosak um, doch der Pfiff blieb aus – sollte das etwa schon wieder alles gegen Halberstadt laufen?! Es brauchte einige Zeit, die Gemüter zu beruhigen, diese Zeit wurde konsequenterweise nachgespielt. Der VfB Germania weiter am Drücker und diesmal mit dem richtigen Gespür bei Flankengeber Pascal Hackethal und Corvin Kosak, der den goldenen Laufweg fand (45.+2) und das Spielgerät zum umjubelten und verdienten Ausgleich ins kurze Eck einköpfen konnte. - Halbzeit 1:1.

Nach dem Wechsel verheißungsvolle Szenen im Gäste-Strafraum (54.), wo zunächst „Hacke“ gesucht und gefunden wurde, der aber nur eine Ecke heraus holte, genau wie kurz darauf zwei Kollegen in bester Position. Der Wille bei allen Halberstädter Akteuren unverkennbar, sie versuchten ungemein viel und variabel, um gefählich vor das Tor von Fritz Pflug zu kommen, der dann auch bald hinter sich greifen musste. Freistoß von Pascal Hackethal (55.), einige Spieler beider Farben verpassten im Zentrum, nicht aber Patrick Baudis, der kunstvoll per Hacke auf 2:1 stellte. Das war ein Wirkungstreffer gegen die Gäste, die ihre Ordnung daraufhin kurzfristig verloren hatten. Vogelwildes Klein-klein im eigenen Strafraum, Paul Grzega energisch dazwischen – 3:1 (58.). Dann ein weiter Ball von Lukas Cichos in die Spitze, klugerweise ließen zwei im Abseits befindliche Halberstädter den Versuch bleiben, an die Kugel zu kommen, stattdessen übernahm Pascal Hackethal im Vollsprint, trieb den Ball noch ein paar Meter, um dann aus vollem Lauf das rechte obere Eck anzuvisieren. Da streckte sich Fritz Pflug vergeblich, berührte zwar den Ball (70.) noch, konnte aber den Einschlag zum 4:1 nicht verhindern. Eine gewisse Vorentscheidung war damit erzwungen, allerdings steckte Krieschow nicht auf. Eine Viertelstunde vor Schluss wieder so ein merkwürdiges Abwehrverhalten ohne erkennbare Abstimmung, auch niemand, der mal konsequent Kommandos erteilen würde, so dass ein bizarres Bild entstand: Halb zum Ball und doch wieder zurück, nur Colin Raak lief durch und durfte aus einem Meter seinen zweiten Treffer erzielen (4:2 /75.). Der unbedingte Wille der Halberstädter erzeugte aber auch eine Wucht, der Krieschow nicht widerstand. Umgehend stellte Denis Neumann nach feinem Zuspiel von Corvin Kosak, der aufmerksam ein Torwart-Abspiel abfangen konnte, den alten Abstand wieder her (5:2 /78.). Corvin Kosak selbst hätte dann in der 88. Minute noch das halbe Dutzend voll machen können, doch er gewann zwar den Zweikampf vor dem Tor, kam aber am glänzend reagierenden Keeper nicht noch einmal vorbei.

 

Eine großartig kämpfende Mannschaft des VfB Germania hatte sich damit am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen, wie man so schön sagt. Dabei galt es nicht nur, die eigenen Misserfolge der letzten Wochen wettzumachen, es dauerte auch eine Halbzeit, das eigene Publikum wieder geschlossen hinter sich zu bringen, das teilweise nach dem unglücklichen 0:1 viel mehr einknickte, als die Mannschaft auf dem Platz, die bereitwillig alle Energie aufbrachte, um dieses Spiel erfolgreich zu gestalten. Der Sieg ein verdienter Lohn!