VfB Germania hält den Vorsprung auf TeBe
Regionalliga Nordost: BSG Chemie Leipzig - VfB Germania Halberstadt 2:2 (1:0)
(von Bernd Waldow)
Vor mehr als dreieinhalb Tausend Zuschauern im Alfred-Kunze-Sportpark stellte sich der VfB Germania dem klaren Favoriten als eine Mannschaft mit Willen und Moral vor, die einen Plan mitbrachte, hier nicht mit leeren Händen abzureisen.
Zwar begann die BSG Chemie mit viel Schwung und Elan, wirkte in den ersten Sekunden aber beinahe übermotiviert. So gab es zwar schon in dieser frühen Phase zwei gute Chancen, die aber nicht kaltschnäuzig verwertet, sondern überhastet vergeben wurden, weil Lukas Cichos beim Versuch von Florian Kirstein ebenfalls schon Betriebstemperatur erreicht hatte und Denis Jäpel das Ziel verfehlte. Danach blieb die BSG dran und erzielte nach knapp zehn Minuten die Führung durch Kirstein, dessen Schuss unter den Querbalken für Cichos nicht zu lesen war. Mit dieser Führung machte es sich der Gastgeber einigermaßen bequem, ließ den Ball vielfach durch die eigenen Reihen kreisen, wurde vor dem Tor der Halberstädter aber kaum noch zwingend. Dafür hätte Illia Hlynianyi fast für den Ausgleich gesorgt, als er einen Freistoß von Irwin Pfeiffer (18.) an den linken Pfosten setzte, schwer zu verwerten allerdings, da rutschte Hlynianyi mit letztem Einsatz in die Eingabe und erreichte sie noch so eben. Im Anschluss blieben echte Torraumszenen rar, Nico Lübke köpfte noch nach Flanke von Pfeiffer von rechts am zweiten Pfosten lauernd, traf das Gehäuse aber nicht. Erst kurz vor der Pause dann die dicke Chance für die BSG, ebenso durch Freistoß, getreten von Paul Horschig, der aber knapp links vorbei zielte.
So wurden die Seiten mit einem 1:0 für den Gastgeber gewechselt. Das Vorhaben der Leutzscher, hier nun schnell für klare Verhältnisse zu sorgen, gelang nicht so, wie von ihnen selbst und vor allem vom stimmgewaltigen Anhang erwartet und gefordert. Zunächst hatte noch Kirstein nach einem Solo eine ordentliche Chance (rechts vorbei), viel Durchschlagskraft entwickelten die Chemiker im zweiten Abschnitt allerdings, trotz mancher Feldvorteile und guter Ansätze, nicht. So konnte der VfB Germania die Begegnung weiterhin offen gestalten und war in der 66. Minute sogar dem Ausgleich nahe, als Ole Hoch im Strafraum zum Abschluss kam und nur knapp zu hoch zielte. Ein sehenswerter Spielzug trotzdem, nach schnellem Einwurf von Pascal Hackethal in den Lauf von Jona Renner, der von links nach innen servierte, wo Hoch direkt aus der Drehung abzog.
Eine Viertelstunde war noch zu gehen, als die BSG dann doch auf 2:0 stellte. Das Geschoss von Manasse Eshele konnten die Vorharzer noch blocken, doch den „zweiten Ball“ nahm sich Lucas Surek an der Strafraumgrenze, halb links (75.) und vollstreckte per Flachschuss. Wer glaubte, Grün-Weiß würde das nun locker runterspielen, hatte die Rechnung ohne den VfB Germania gemacht. Die Moral, mit der die Jungs von Manuel Rost hier auftraten, ist in ihrer Situation durchaus bemerkenswert. Sie hielten auch in dieser fast ausweglosen Situation tapfer dagegen und kamen bereits in der 78. Minute zurück, als Hendrik Kuhnhold per Kopf einen Eckball von rechts, getreten von „Hacke“, zum 2:1 veredeln konnte. Jetzt war Leipzig gefordert, aber der VfB Germania drückte weiter und kämpfte mit allem, was am Ende der englischen Wochen noch im Köcher war. Justin Eilers, eingewechselt in der 74. Minute, erkämpfte einen Eckball gegen Manuel Wajer, den konnte Bellot noch sicher klären. Der Versuch von Eshele, den Ball an der Eckfahne ein Weilchen zu behaupten, um Zeit von der Uhr zu nehmen, schlug fehl, denn die Domstädter eroberten die Kugel. Im Anschluss wieder der VfB Germania, Patrick Baudis packte den ganz großen Hammer aus, und zwang Bellot zur Glanztat, er konnte den Strahl aus 18 Metern noch so eben parieren. Doch gerade noch gefeiert, wurde Bellot quasi zum tragischen Helden, verlor im nächsten Moment das Spielgerät, das Hackethal mit weitem Einwurf Richtung Elfmeterpunkt schmetterte, weil er in der Luft nicht richtig zupackte. Louis Malina zeigte sich hellwach und behielt im dichten Gewühl im Leipziger Strafraum die Übersicht, nahm die Chance dankend auf – 2:2 in der 90. Minute! Welch ein Kraftakt und welche Moral!
Wie wichtig es noch werden könnte, den Vorsprung auf TeBe zu halten, das ist vielleicht heute noch gar nicht zu ermessen. Doch der erste Schritt dahin ist gelungen.