Verdienter Sieg für den Spitzenreiter
Regionalliga Nordost: VfB Germania Halberstadt – FC Energie Cottbus 1:3 (0:3)
(von Bernd Waldow)
Obwohl es keinerlei Zweifel daran gibt, dass der FC Energie Cottbus hier als verdienter Sieger vom Feld ging, darf man auch auf Halberstädter Seite hoch erhobenen Hauptes auf dieses Spiel zurück blicken. Qualitativ um Klassen besser besetzt, war der Gast natürlich hoher Favorit in dieser Begegnung, gleichbedeutend damit, dass es nach dem kaum zu
entschuldigenden Pokal-Aus des VfB Germania auch um einen Charaktertest der Spieler von Manuel Rost ging. Cottbus überließ dabei von Beginn an nichts dem Zufall. Druckvoller Beginn, Fehler der Halberstädter wurden so erzwungen und dann bestraft. Bereits in der vierten Minute ging es schnörkellos über die halblinke Position nach vorn, Malcolm Badu hatte an der Strafraumgrenze unbedrängt alle Freiheiten und veredelte das genaue Zuspiel mit einem Flachschuss neben den rechten Pfosten, für Lukas Cichos unerreichbar – 0:1.
Die Gäste wirkten sicher in ihrem Passspiel, kontrollierten die Begegnung und versuchten, sich den VfB Germania zurecht zu legen. Der wehrte sich zunächst verhalten, ohne eigene Offensivgefahr auszustrahlen. Die Feldvorteile für Cottbus drückten sich dann auch bald in Zahlen aus – Tobias Hasse schickte Jan Shcherbakovski nahezu zentral in die Gasse, an der Grenze zur Abseitslinie ließ sich dieser nicht zweimal bitten, aus sechzehn Metern ins linke Eck zum 0:2 (21.). Nur Sekunden später lief Shcherbakovski schon wieder frei auf Cichos zu, umkurvte diesen und schloss aus spitzem Winkel ab, doch Pascal Hackethal glänzte mit einer spektakulären Rettungstat noch vor der Linie. Nach etwa einer halben Stunde dann auch offensive Akzente der Hausherren. Zwar hatte Timmy Thiele für die Gäste nach Ecke eine gute Kopfball-Chance (Cichos war auch im bedrohten Eck), die knapp links vorbei strich, aber der VfB Germania zeigte sich jetzt auch. Cottbus klärte etwas unbeholfen zur Ecke (35.), die Hackethal gefährlich nach innen brachte, so dass Elias Bethke nur mit viel Mühe klären konnte. Nur eine Zeigerumdrehung später verfing sich ein 18-Meter-Schuss von Louis Malina im FC-Strafraum, wo es fast zum Abschluss gekommen wäre, doch vor dem einschussbereiten Irwin Pfeiffer konnte Energie die Situation noch bereinigen. Das Tor fiel dann wieder auf der anderen Seite. Im Mittelfeld verursachte der VfB Germania einen kapitalen Fehlpass, Cottbus schaltete von links nach rechts und dann nach innen, wo Badu nicht lange fackelte (39.) und per Direktabnahme zum 0:3 vollstreckte.
Eine klare und verdiente Halbzeitführung, von der sich der VfB Germania allerdings nicht entmutigen ließ. Die Halberstädter stemmten sich mit Willen und Einsatz gegen die Qualitätsvorteile des FC Energie. Dieser konnte die Begegnung zwar weiterhin kontrollieren, aber wurde jetzt mehr gefordert, agierte auch selbst nicht mehr ganz so zwingend.
Nach gut einer Stunde das Highlight aus Sicht der Platzherren: Der erstmals in der 4. Liga von Beginn an spielende Silvio Rust, aus dem eigenen Nachwuchs in das Regionalligateam aufgerückt, stand dabei im Fokus. Über die rechte Seite ging es nach vorn, Rust zog nach innen, düpierte dabei seinen Gegenspieler, legte den Ball dann noch am zweiten vorbei in die Box und sprintete energisch hinterher, erreichte so die Kugel noch vor dem nächsten Cottbuser Verteidiger und drosch das Spielgerät anschließend sehenswert links oben in den Knick! 1:3 (62.) – was für eine Geschichte! Allein dieser Treffer war sein Eintrittsgeld wert!
Plötzlich sah auch das Resultat freundlicher und nicht mehr so nach Debakel aus. In der verbleibenden Zeit blieb Cichos bei zwei Cottbuser Versuchen der Sieger, zunächst gegen den Ex-Germanen Tim Heike, der an der Fußabwehr des Halberstädter Kapitäns scheiterte (71.), danach gegen Arnel Kujovic (78.), dessen Schuss von der Strafraumgrenze er sicher unter sich begrub. Die Gastgeber warteten in den letzten Minuten ebenfalls noch mit Tormöglichkeiten auf, zunächst legte Justin Eilers von rechts klug zurück auf Hackethal, doch dessen 18-Meter-Schuss flog einigermaßen deutlich an der linken Torstange vorbei (86.). Anschließend servierte „Hacke“ noch einen Freistoß von der rechten Außenbahn Richtung Elfmeterpunkt, doch Bethke war rechtzeitig da, pflückte die Murmel weg, bevor sie hätte verwertet werden können. So blieb es beim 1:3, das Cottbus im Meisterschaftsrennen alle Chancen offen lässt, in dem sich Halberstadt aber nichts vorzuwerfen hat. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt, sich nie ergeben und Silvio Rust seinen Moment für die Ewigkeit kreiert! Ein heller Lichtstrahl im Dunkel dieser Zeit beim VfB Germania!