Pokal-Aus in der Nachspielzeit
FSA-Pokal, Halbfinale: Einheit Wernigerode - VfB Germania Halberstadt 2:1 (0:0)
(von Bernd Waldow)
Alles, was man gemeinhin über Pokalspiele und ihre vermeintlich eigenen Gesetze
so daher redet, mag stimmen, weil es über die Jahre immer mal wieder untermauert wurde. So kann man auch ohne weiteres einem tieferklassig spielenden Kontrahenten
unterlegen sein, alles ...zig mal vorgekommen, Fußball halt.
Fatal wird es aber, wenn man aus selbst erlebtem Schaden nicht klug wird.
Diesen Vorwurf müssen sich die Halberstädter gefallen lassen, ob sie wollen oder nicht.
Gewiss, nicht alle Spieler waren in der Vorsaison dabei, aber alles, was im Vorfeld gesprochen wurde, sind mit dem Anpfiff ganz offensichtlich nur Lippenbekenntnisse
gewesen. Man wisse, was auf dem Spiel stehe, wisse um die Bedeutung dieser Chance, im Derby eine verkorkste Saison noch etwas retten zu können.
Zu sehen war davon auf dem Platz beim besten Willen rein gar nichts. Behäbiges Spiel, bei dem praktisch keine einzige Torchance kreiert wurde. Quer und zurück, kein Druck
nach vorn. Warten auf die zündende Idee, die eigentlich von wem kommen sollte?
Weil zumindest Fabian Guderitz im Tor zwei, drei gute Möglichkeiten der insgesamt sogar auch biederen Heimmannschaft nach guten Einzelaktionen entschärfen konnte, stand es zumindest zur Halbzeit noch 0:0 in einem erschreckend schwachen Pokal-Halbfinale, in dem der VfB Germania spätestens nach vier, fünf Ecken der Gastgeber in der Anfangs-Viertelstunde hätte wach werden müssen!
Nach dem Wechsel eine Mini-Druckphase der Halberstädter, aber richtig zwingend wurde es dabei nicht, ganz im Gegenteil, es entwickelte sich nach einem Konter die bis dahin beste Torchance des Spiels, doch Bocar Baro, frei durch, scheiterte an der klasse Fußabwehr von Guderitz (50.). Auf der anderen Seite bekamen die Wernigeröder dann eine Ecke nicht vernünftig geklärt, Franz Lohse hielt zunächst, musste aber prallen lassen und dann zeigte sich Ole Hoch entschlossen (55.) und jagte das Spielgerät aus 9 Metern ins rechte Eck zum 0.1. Sicherheit brachte das den Gästen allerdings nicht. Und wer dachte, der VfB Germania würde sich bemühen, jetzt nachzulegen, um Klarheit zu schaffen, sah sich getäuscht.
Ganz allmählich krempelte Einheit jetzt aber die Ärmel hoch, Mitte der zweiten Halbzeit begann zumindest einseitig so ein bisschen Derby-Charakter erkennbar zu werden. Dabei folgte eine Phase, in der im Mittelfeld mehrere harte Tacklings zu diversen Verwarnungen führten, ohne dass eine Mannschaft dabei allerdings in Tornähe Gefahr auszustrahlen vermochte. Nach der Führung dauerte es bis zur 87.Minute (!), in der hatte Darlin van der Werff nach Zuspiel von Irwin Pfeiffer
die XXL-Chance, auf 2:0 für seine Farben zu stellen, scheiterte aber mit seinem Versuch an Einheit-Keeper Lohse.
Es hätte genügt, den Ball in den restlichen Minuten auf seriöse Weise fern vom eigenen Tor zu kontrollieren, doch der VfB Germania spielte wieder hinten rum und ungenau, was in der Folge einen Freistoß für die Gastgeber bedeutete. Die Eingabe aus fast dreißig Metern konnte der Abwehrverbund nicht vernünftig klären und gestattete so Steven Raeck aus gut
zehn Metern zum Ausgleich einzunetzen (90.+2). Um diesen Treffer hatten die Halberstädter förmlich gebettelt und waren jetzt noch immer am hadern, während Danny Wersig den letzten Eckball des Spiels, geschossen von Gino Dörnte, verwandelte – und zwar direkt ins kurze Eck (90.+5), da der Pfosten nicht besetzt war. Das erklärst du niemandem...
Von zwei schwachen Mannschaften hat der VfB Germania hier weit mehr enttäuscht, als der FC Einheit, der wenigstens phasenweise den Kampf angenommen hat.
Damit scheidet der VfB Germania auch in dieser Saison vor dem „Finale dahoam“ aus und zwar hoch verdient.