Überraschung im Steigerwald bleibt aus
Regionalliga Nordost: FC Rot-Weiß Erfurt - VfB Germania Halberstadt 2:0 (1:0)
(von Bernd Waldow)
Ein insgesamt ordentlicher Auftritt des VfB Germania bleibt ohne zählbare Ausbeute. Wenn der Zweite von oben zu Hause auf den Zweiten von unten trifft, ist eigentlich die Favoritenrolle mehr als deutlich zugeordnet. Zudem wurde der FC Rot-Weiß gepusht vom Vorhaben, mit einem Sieg von mindestens zwei Toren Differenz den Rivalen Energie Cottbus zumindest zwischenzeitlich von der Tabellenspitze zu verdrängen. Entsprechend engagiert ging der FC ans Werk, setzte sich in der Hälfte der Halberstädter fest. Kay Seidemann, Artur Mergel und Robbie Felßberg setzten früh klare Akzente. Dass der VfB Germania trotz einer ambitionierten Gesamtleistung hier auf die Verliererstraße geriet, hat aber einmal mehr mit den bekannten Problemen zu tun: Einerseits bestraften die Thüringer zwei individuelle Fehler eiskalt, andererseits fehlte den Harzern wieder einmal die entscheidende Durchschlagskraft nach vorn, um solche Fehler auszugleichen. Die frühe Druckphase brachte in der 11. Minute die Führung für RWE, als Felßberg von links flanken konnte und in Salomon Patrik Amougou Nkoa einen dankbaren Abnehmer fand, der aus Nahdistanz die Freiheit hatte, sich die Ecke aussuchen zu können, weil vor, hinter und neben ihm weit und breit kein Halberstädter Verteidiger zu finden war.
Da brauchte es nicht einmal außergewöhnliche individuelle Klasse, um den Kopfball für Lukas Cichos unerreichbar zu platzieren. Ansonsten präsentierte sich Cichos gewohnt sicher und hielt, was zu halten war. Der VfB Germania war in seiner Spielanlage durchaus nervig gegenüber den Gastgebern, die mit zunehmender Zeit immer weniger Offensivkraft ausstrahlten, vielmehr beschränkten sie sich auf die Hoffnung, das 1:0 verwalten zu können. Fynn Kleeschätzky hätte das nach knapp einer halben Stunde mit mehr Fortune bestrafen können, doch seine Direktabnahme (29.) wurde zur Beute von Franco Flückiger im RWE-Kasten. Kurz darauf (33.) hatte Seidemann mit einem Schuss neben das Tor noch eine gute Chance, für Erfurt zu erhöhen, doch auch Pascal Hackethal (42.) und Hendrik Kuhnhold (45.) setzten Akzente, die Hoffnung für den zweiten Durchgang aufkeimen ließen.
Ein erneut fataler individueller Fehler – Erik Weinhauer eroberte den Ball im Aufbauspiel zweier Halberstädter – stellte dann früh die Weichen auf Sieg für den Gastgeber, denn das Zuspiel auf den frei durchstartenden Mergel und dessen präziser Abschluss, flach an Cichos vorbei, bedeuteten bereits in der 47. Minute das 2:0, das die Pläne der Gäste empfindlich durchkreuzte. Denn jetzt blieb Erfurt dran, wollte mehr, was aber Cichos mit einigen Glanzparaden, unter anderem gegen Andrej Startsev (56.), Mergel (57./72.) oder Seidemann (64.) zu verhindern wusste. Dabei mühte sich der VfB Germania und beschäftigte RWE durchaus in bester Absicht. Hochkarätige Torchancen blieben aber aus. Ein Freistoß von Ole Hoch (88.) wurde zur letzten guten Gelegenheit für den VfB Germania, sich hier wenigstens mit einem Tor zu belohnen, doch auch Flückiger hielt, was zu halten war und klärte auch in diesem Fall. Die Halberstädter dürfen sich auf jeden Fall bescheinigen lassen, dass Einstellung und Engagement passten, somit das Ergebnis durchaus achtbar ausfällt, wenn man bedenkt, wie hier andere Vereine schon deutlich heftiger „unter die Räder“ gekommen sind. Allein im Kontext zur Tabellensituation hilft das nur bedingt, denn Punkte gibt es dafür eben nicht. Im Kopf zu fixieren, dass man hier einen ordentlichen Gesamteindruck hinterlassen hat, könnte aber dennoch eine wichtige Rolle spielen, sowohl für die nächste Regionalliga-Begegnung am nächsten Sonntag, wenn Energie Cottbus im Friedensstadion gastiert, als auch schon am Mittwoch, wenn es gilt, im Pokal-Halbfinale bei Einheit Wernigerode zu bestehen.