Landesklasse-Vertretung mit deutlicher Niederlage
Landesklasse 3: VfB Germania Halberstadt II – FSV Grün-Weiß Ilsenburg II 1:5 (0:2)
(von Bernd Waldow)
Nahezu alles, was im letzten Heimspiel (5.0 gegen Schlanstedt) Mut machte, wurde in diesem Duell schmerzlich vermisst. Ein Kick auf erschreckendem Niveau strapazierte die Zuschauer am Rande des Kunstrasenplatzes im Friedensstadion. Zuletzt kompensierten die Spieler des VfB Germania II als Mannschaft willensstark das Fehlen von mehreren Defensivspezialisten. Dieses Mal jedoch schien es, als sollte die komplette Last der Abwehr auf den Schultern des erfahrenen Silvio Rust abgeladen werden. Der konnte allerdings nicht annähernd so viele Löcher schließen, wie seine Vorder- und Nebenleute offen ließen.
Völlig ohne Zuordnung seitens der Heimelf hatte Ilsenburg bereits nach 30 Sekunden die erste Mega-Torchance, Robin Gödeke vergab allerdings aus nächster Nähe. Wer glaubte, das würde die Domstädter wachrütteln, sah sich getäuscht. Sie ließen die Grün-Weißen gewähren, die allerdings auch nur schmale fußballerische Kost servierten. Ansonsten hätten die Halberstädter an diesem Tag frühzeitig „Land unter“ vermelden können. Trainer Denis Becker resümierte nach Spielende, es wäre das erste Mal in seiner Trainer-Laufbahn, dass er eine Niederlage mit fünf Gegentoren aus fünf Standardsituationen hätte einstecken müssen...
In der Tat, Ilsenburg zog mehrere Eckstöße, die allesamt zu gefährlichen Abenteuern für die Halberstädter wurden. Hier und da konnten die körperlich unterlegenen Platzherren noch mit Glück und Geschick retten, doch mehrheitlich hatte Gäste-Kapitän Lucas Hanns aufgrund seiner Körperhöhe die klare Lufthoheit, auch gegenüber dem nicht gerade mit einem Gardemaß versehenen Halberstädter Keeper Baktash Qaderi. So ist die Geschichte schnell erzählt. Den Treffern der Gäste gingen jeweils Eckstöße voraus, Niclas Bollmann (9.) und eben Lucas Hanns (13.) nickten diese frühzeitig in Richtung Auswärtssieg ein. Baktash Qaderi verhinderte dazwischen (10.) mit einer spektakulären Rettungstat zur Ecke einen weiteren Einschlag, ebenso wie in Minute 28, als er die Kugel noch mit einem großartigen Reflex ans Aluminium lenken konnte. Entlastung für die Hausherren meistens Fehlanzeige, ein einziger Freistoß, getreten von Bonandji Valentim Pereira Nunes (22.), den Marian Robra im FSV-Kasten ebenso sicher entschärfte, stand bis kurz vor der Pause auf der Habenseite.
Dann konnte Florian Peter noch mit einem ordentlichen Schrägschuss aufwarten (42.), der aber das Ziel verfehlte. So ging es mit einem für die Gastgeber schmeichelhaften 0:2 in die Kabinen. Den Portugiesen auf Halberstädter Seite wurde geschickt die Lust am Spielen genommen, weil Ilsenburg gefühlt jeden Zweikampf nutzte, um mit herzerweichendem Geschrei zu Boden zu gehen. Selbst teilten sie ebenso aus, aber die Cleverness, durch theatralisches Geschrei auch Freistöße zu ziehen, fehlte den Halberstädtern. Das erkannte auch das Schiedsrichtertrio viel zu selten, so dass manches grobe Foul in der Folge tatsächlich auf beiden Seiten Blessuren hervor brachte. Kaum Spielfluss, langer Hafer, Ecke für die Gäste und Tore: Noch zweimal Lucas Hanns (50. und 54.), sowie Niclas Bollmann aus dem Gewühl heraus (52.) klärten die Sachlage endgültig und frühzeitig. Viele Fouls bestimmten weiterhin bis zum Schluss die Szenerie, rüde erwischte es Silvio Rust, der gleich mehrere Ilsenburger bei einem tollen Solo wie Slalomstangen stehen ließ, aber da verstanden die Gäste keinen Spaß, er wurde jäh und unfair ausgebremst...
Ohne die Power und den Spielwitz von Kai Morosumi (Muskelfaserriss), der schmerzlich vermisst wurde, fand Halberstadt offensiv im zweiten Durchgang dreimal nennenswert statt, zuerst landete ein feiner Freistoß im Anschluss an das Foul gegen Silvio Rust im FSV-Tor, wurde aber nicht gewertet, weil der Ball angeblich noch nicht freigegeben war. Dann traf Fasl Haidari (79.) aus halb linker Position aus dem Strafraum heraus zum 1:5. Zwei Zeigerumdrehungen später wurde Daniel Ansu Camara Sanha zehn Meter vor dem Tor einschussbereit von den Beinen geholt, doch dieses Foul übersahen Schiedsrichterin und Assistent, warum auch immer... Am Ende eines Tages, an dem für den VfB Germania II – diplomatisch ausgedrückt – so ziemlich alles schief lief, was denkbar war, steht eine verdiente Niederlage.