VfB Germania lässt Favoriten straucheln und entführt einen Punkt aus Berlin
Regionalliga Nordost: FC Viktoria Berlin - VfB Germania Halberstadt 2:2 (1:0)
(von Bernd Waldow)
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass diese Mannschaft an sich glaubt, er wäre spätestens mit diesem Spiel erbracht. Chapeaut!
Halberstadt begann erneut mutig, zeigte sich in der Offensive, Berlin entfachte zu Beginn dagegen kein Offensiv-Spektakel. Der Wachmacher in der 8. Minute, als Illia Hlynianyi den Keeper anlief und der daraus resultierende Abpraller nur knapp neben das Gehäuse der Gastgeber rollte...Drei Minuten später ergab sich nach einem Foul von Iba May, das zurecht mit „Gelb“ geahndet wurde, eine Freistoß-Chance aus 20 Metern. Ole Hoch zimmerte das Spielgerät mit Wucht an die Unterkante der Querstange, leider sprang die Kugel von dort aus nicht hinter die Linie. Der VfB Germania nun aber endgültig im Spiel, brachte auch den nächsten Abschluss, Louis Malina allerdings mit zu wenig Druck, Maximilian Kinzig parierte.
Ein fataler Ballverlust stellte den bis dato Spielverlauf dann auf den Kopf (18.), sauberer Konter der Hausherren (davor hatte Manuel Rost zuvor eindringlich gewarnt), Enes Küc hatte im Sechzehner das Auge für Christopher Theisen, der ohne Mühe zum 1:0 vollstrecken konnte. Erste Chance Viktoria – erstes Tor. Nach der gleichen Kobination hätte Viktoria beinahe auf 2:0 gestellt (26.), doch dieses Mal stand der Schütze im Abseits. Unterdessen mühte sich der VfB Germania unbeeindruckt weiter, doch es fehlte an Präzision oder Schärfe bei Zuspielen oder den Abschlüssen von Hendrik Kuhnhold (28.), Illia Hlynianyi (30.), Paul Grzega (31.), der ein Zuspiel von Pascal Hackethal in aussichtsreicher Position nur knapp verfehlte, sowie Ole Hoch (39.) und nochmals Hendrik Kuhnhold (42.). Viktoria hielt mit Schüssen von Christopher Theisen (41.) und Fatih Baca (45.) dagegen. Überraschendes Halbzeit-Fazit: Der VfB Germania hatte mehr Spielanteile, mehr Torchancen, aber Viktoria die bessere Effizienz. Somit ging es mit einer 1:0-Führung für die Gastgeber in die Kabine. Für die Halberstädter gab es keinen Anlass, die Spielanlage wesentlich zu verändern, sie blieben auch nach dem Wechsel dran. Doch wie in Halbzeit eins: Das Tor fiel erneut für Berlin! Dass ein Einwurf, also ein Standard, der Ausgangspunkt war, wird das Trainerteam der Halberstädter besonders ärgern. Die Ausführung dann aber, neutral betrachtet, aus dem obersten Regal: Enes Küc mit Shalva Ogbaidze im Doppelpass und dann sehenswert von der Strafraumgrenze unhaltbar versenkt! Erste Chance Berlin in Halbzeit zwei – erstes Tor in Halbzeit zwei!
Die nächsten fünfzehn Minuten hatte Viktoria dann erstmals ein spielerisches Übergewicht, Christopher Theisen und Berk Inaler mit Abschlüssen, außerdem Lukas Cichos zweimal hellwach und rechtzeitig zur Stelle. Doch aufzugeben ist für diese Halberstädter Mannschaft keine Option!
Nach und nach zogen sie sich einmal mehr am eigenen Schopf aus dem Sumpf, wie man so schön sagt. Die Stabilität kehrte zurück und nach vorn ging es mit jeder sich bietenden Gelegenheit. Und der Lohn sollte folgen! Auch Jona Renner schickte sich an, die Kategorie „besonders anspruchsvoll“ zu bedienen, als er die Eingabe von der linken Seite (79.) mit einer technisch hochwertigen Direktabnahme am verdutzten Maximilian Kinzig vorbei ins Netz schmetterte. Bis auf einen Konter über Shalva Ogbaidze (86.) ließ der VfB Germania nach hinten nichts mehr zu, setzte stattdessen in der Schlussviertelstunde die Gastgeber noch einmal gehörig unter Druck. Darlin van der Werff (82./ gehalten), Irwin Pfeiffer (85./ im Strafraum geblockt), Patrick Baudis (88./ knapp vorbei), sie waren alle ganz nah dran, hier den Ausgleich zu markieren. Dann die 89. Minute: Freistoß unmittelbar halblinks an der Strafraumgrenze, ein Fall für Irwin Pfeiffer – und der holte tatsächlich noch den verdienten Lohn für das gesamte Team ab: Ein Strich durch den Berliner Abendhimmel, diagonal ins entlegene Eck gedroschen, am erneut chancenlosen Kinzig vorbei zum 2:2-Endstand.
Dass es dem VfB Germania gelingen würde, über weite Strecken des Spiels hier dominant aufzutreten und ein Übergewicht an Chancen zu erspielen, ist bemerkenswert. Ärgerlich zwar, dass zwei in der Entstehung zu leichte Gegentore den Ertrag schmälern, denn es war sogar mehr drin, doch am Ende nach einem 0:2 noch ein 2:2 auf des Gegners Platz zu holen, das darf getrost als Erfolg gewertet werden. Ein weiterer Schritt der positiven Entwicklung!