Fußball Regionalliga: ... Cichos überragend und Jena im Paradies

Weichen für Gäste-Sieg früh gestellt

Regionalliga Nordost: VfB Germania Halberstadt – FC Carl Zeiss Jena  0:5  (0:5)

(von Bernd Waldow)

Ein denkwürdiges Spiel sahen die 688 Zuschauer an diesem Sonntag im Friedensstadion.

Schon in der 2. Spielminute endete ein umstrittener Kampf um den Ball mit der Höchststrafe für den VfB Germania: Rote Karte und Elfmeter! Dass zwei Verteidiger im Kampf gegen einen Stürmer unsauber agieren, ihn in die berühmte Zange nehmen, dieser dann gerne den Kontakt annimmt und zu Boden geht – das kann man schon als elfmeterwürdig auslegen, jedoch dafür einen Platzverweis auszusprechen, wenn der Kampf dem Ball gilt, damit noch keine klare Torchance vereitelt wird und der „Verursacher“ auch nicht letzter Mann ist, das ist schon extrem hart. Nico Lübke schlich also derart abgestraft vom Platz, während sich Jonathan Muiomo den Ball zurecht legte. Der scharfe und nach links platzierte Schuss fand jedoch nicht den Weg ins Tor, weil Lukas Cichos schon frühzeitig „on fire“ war und spektakulär die Kugel aus dem bedrohten Eck fischte! Das Momentum, als Mannschaft Kraft aus diesem Push zu ziehen, verflog jedoch schnell, als bereits nach nicht einmal zehn Minuten Jona Renner am eigenen Strafraum gegen Muiomo den Ball behaupten wollte, dieser aber nicht gegen hielt, sondern stattdessen der straffe Schuss aus siebzehn Metern am überraschten Cichos vorbei sehenswert im linken Eck des eigenen Tores einschlug. Trotz Reflexreaktion konnte der Halberstädter Kapitän das 0:1 nicht mehr verhindern.

Nun hatte der dezimierte VfB Germania das Pech, dass der FC Carl Zeiss an diesem Tag keineswegs gewillt war, das hier locker runter zu spielen, die Thüringer zeigten sich gierig nach weiteren Toren und setzten schnell und beherzt nach. Die veränderte Ordnung in der Halberstädter Defensive war nach dem Platzverweis noch nicht sicher hergestellt und Muiomo zog einfach mal im Strafraum ab (18.), die Kugel flog unhaltbar ins Eck zum 0:2.

Dann war wieder Cichos heldenhaft zur Stelle und entschärfte einen Kopfball von Kevin Wolf (21.), bevor er dann doch nur eine Minute später schon wieder den Ball aus dem Netz holen musste, als Lukas Lämmel von rechts in die Box ging, nicht ernsthaft attackiert wurde und flach zum 0:3 ins lange Eck schlenzte. Entlastung für die Hausherren war bis dahin komplette Fehlanzeige, im Gegenteil, der Gast legte unbeirrt nach und ließ den Halberstädtern kaum Luft, das eigene Spiel zu ordnen. Darlin van der Werff musste weichen (26.), für ihn schickte Manuel Rost den jungen Silvio Rust in die Partie. Erst jetzt, nachdem mit dem 0:4 die Weichen klar gestellt waren, beruhigte der VfB Germania sein eigenes Spiel und damit auch etwas die Zielstrebigkeit der Thüringer. Erst fünf Minuten vor der Pause gab es den ersten zaghaften Torschuss für die Halberstädter, den Ole Hoch aus der Distanz abgab und der damit für Torwart Kevin Kunz nicht zur Herausforderung wurde. Die individuelle Klasse der Gäste blitzte indessen noch vor dem Pausentee ein weiteres Mal auf, Vasileios Dedidis wurde halbrechts im Sechzehner frei gespielt und vollendete trocken zum 0:5-Halbzeitstand.  Nach dem Spiel bekannte Gäste-Trainer René Klingbeil, die Partie wäre für seine Mannschaft erstens äußerst glücklich angelaufen, zweitens fiel auch ihm auf – und das ist bei einer so jungen und unerfahrenen Mannschaft nach diesem Zwischenstand alles andere als selbstverständlich – dass die Halberstädter trotz der „kalten Dusche“ nicht auseinanderfielen, sondern sich nach Kräften wehrten.

Das muss man den Jungs tatsächlich hoch anrechnen. Sie fanden zu ihrer Ordnung und blieben in der zweiten Hälfte auch in Unterzahl wettbewerbsfähig und ohne weiteren Gegentreffer. Zwar hatte der FC Carl Zeiss auch im zweiten Abschnitt seine Chancen, doch einerseits trafen Muiomo (62.) und später Maximilian Krauß (87.)  knapp am Tor vorbei, andererseits war Cichos mit zwei, drei Monsterparaden kein weiteres Mal zu überwinden.

 

Für Youngster Rust war dieses Match, bei seinem zweiten Regionalliga-Einsatz überhaupt, eine echte Bewährungsprobe mit höchstem Anspruch, die er sehr souverän meisterte. Mit ihm, Bennet Mingramm (ab 75.) und Nick Sauer in der Schlussphase, standen am Ende drei noch A-Jugend-Spieler auf dem Feld – ein sehr gutes Zeichen für den Verein, auf diese Jungs setzen zu können, auch wenn es natürlich einer gewissen personellen Not geschuldet ist.  Mit der Klasse eines FC Carl Zeiss Jena kann und muss sich der VfB Germania nicht auf Augenhöhe befinden. Wichtig ist, die Köpfe oben zu behalten und fokussiert die nächsten Aufgaben anzugehen, jetzt, da die Kraft raubenden englischen Wochen vorüber sind.