Fußball Regionalliga: ... Erste mit knapper Niederlage gegen Chemie

Unverdiente Niederlage unter Flutlicht

Regionalliga Nordost:

VfB Germania Halberstadt – BSG Chemie Leipzig 1:2 (1:1)

(von Bernd Waldow)

Die Schiedsrichter waren längst in ihre Ingolstädter Nobelkarosse aus dem höchsten Regal gestiegen und in der Dunkelheit verschwunden, da kochte des Volkes Seele noch immer.

„Schieber“ war noch das mildeste, was man ihnen nachrief. Das ist dann auch der feine Unterschied. Während sich Mannschaft, Trainer und Offizielle tunlichst in Zurückhaltung üben müssen, können die Zuschauer ihren Äußerungen freien Lauf lassen. Und man kann sie verstehen, denn nach ihrem Eindruck hat ein überforderter, Regionalliga unerfahrener Spielleiter mit einem ungerechtfertigten Elfmeterpfiff die Leipziger wieder ins Spiel gebracht und damit die Halberstädter eines möglichen Sieges beraubt...

Fußball gespielt wurde indes auch. Wie zuletzt gewohnt, zeigte sich eine stabile Abwehr des VfB Germania von Beginn an aufmerksam. Patrick Baudis fing einen Ball ab, schaltete schnell um und schickte Illia Hlynianyi steil über die halb linke Position. Halberstadts Nummer 9 zeigte sich bereits in dieser 3. Minute entschlossen und zog ab, traf mit links rechts unten ins Eck, am chancenlosen Benjamin Bellot vorbei  zur frühen Führung für die Hausherren. Danach ging es vornehmlich zwischen den Strafräumen hin und her, bevor Pascal Hackethal  den nächsten Akzent setzte (21.), den Bellot zur Ecke lenkte, in deren Folge Ole Hoch seinen Versuch etwas zu ungenau ansetzte. Der VfB Germania besaß in dieser Phase überwiegend die Spielkontrolle, ließ Chemie kaum gefährlich vor Lukas Cichos aufkreuzen. Im Gegenteil, vor dem Kasten von Bellot brannte es lichterloh, als nach rund einer halben Stunde die Abwehr der BSG nicht Herr der Situation wurde, der VfB Germania aber nicht entschlossen genug auf einen Abschluss drängte. Ein seltenes Mal kam Chemie dann in den Strafraum der Halberstädter, wo Cichos aufmerksam die Kugel behauptete. Leipzig orientierte sich bereits zurück und Halberstadt war im Begriff, wieder nach vorn aktiv zu werden, als vollkommen unverständlich ein Pfiff des Schiedsrichters das Spiel unterbrach. Groß die Verwunderung hüben wie drüben, als er anschließend auf den Elfmeterpunkt zeigte. Manasse Eshele ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen (33.) und stellte überraschend auf 1:1. Dabei blieb es bis zur Halbzeit.

Nach dem Wechsel gehörte die erste Szene Paul Horschig, der für die BSG einen Sololauf über links startete, dann aber zum Glück für die Halberstädter sehr ungenau nach innen spielte, so dass die Chance verpuffte. Der VfB Germania arbeitete verbissen an der erneuten Führung, hatte aber in den Messestädtern einen starken Widersacher. Trotzdem gehörte die beste Möglichkeit in der Folge den Hausherren: Ole Hoch hatte vom rechten Strafraumeck abgezogen (60.) und Bellot bereits überwunden, als das Spielgerät ans linke Kreuzeck  krachte! Klasse gemacht, einfach nur Pech... Auf der anderen Seite kam Denis Mast aus zentraler Position zum Abschluss, zielte aber knapp links vorbei, bevor dann wieder Bellot gefordert war (65.), der eine Eingabe von Jona Renner aufnahm, der sich zuvor gut im Sechzehner durchgesetzt hatte. Der VfB Germania agierte mutig und mit viel Personal nach vorne, wollte mehr. Bellot durchkreuzte jedoch diesen Plan, überwand mit einem schnellen, weiten und genauen Abschlag gut drei Viertel des Spielfeldes, erreichte damit Denis Jäpel in vorderster Linie, der mit Ball am Fuß Cichos umkurvte (70.) und zum 1:2 vollendete. Die tapferen Bemühungen der Halberstädter brachten keinen Ertrag mehr, auch weil ein Foul im Strafraum in der 88. Minute hier nicht geahndet wurde. Und da muss man den Zuschauern attestieren, dass sie ein feines Gespür dafür besitzen, für diese Niederlage nicht in erster Linie die Mannschaft verantwortlich zu machen – im Gegenteil, sie wurde nach Abpfiff mit Applaus bedacht, während die bedenklich einseitige Spielleitung, die eingangs beschriebenen Schmährufe auslöste.

 

Immerhin: Ein mutiger Heiratsantrag von Germania-Fan Nicole, der feierlich in der Halbzeitpause vor der Kulisse von 744 Besuchern zelebriert wurde, ist durch ihr „Herzblatt“ erhört worden – ein außergewöhnliches Highlight, so dass wenigstens diese zwei Anhänger unseres Teams etwas zu feiern hatten. Ganz im Gegensatz zu Manuel Rost, der auf der PK nicht um den Elfmeterpfiff herum reden konnte, zu tief saß der Stachel. Kollege Miroslav Jagatic indes war mit feinem Gespür bemüht, in seiner Analyse diese Szene nicht näher zu umschreiben...