„Erste“ gewinnt und gibt die „Rote Laterne“ ab
Regionalliga Nordost: VfB Germania Halberstadt – Berliner AK 07 2:1 (1:0)
(von Bernd Waldow)
Die Begrüßung für Halberstadts Ex-Coach Benjamin Duda auf dem Stadiongelände fiel mit einem Augenzwinkern aus: „Sei nicht traurig, du bist zwar in dieser Saison der erste, der hier verliert, aber sicher nicht der letzte...“ Er nahm es mit einem etwas gequälten Lächeln hin, ob er etwas ahnte, wird man indes nicht erfahren...
Für den neutralen Beobachter sah diese Begegnung auf alle Fälle von Beginn an nicht so aus, als würde hier der 18. gegen den 4. spielen. Anfangs mindestens auf Augenhöhe, übernahm ein mutiger VfB Germania allmählich die Spielkontrolle. Es folgten zunächst zaghafte, dann auch mehr versprechende Annäherungen ans BAK-Gehäuse. Als Irwin Pfeiffer in der 12. Minute unwiderstehlich über rechts anzog und seinen Gegenspielern enteilt war, dauerte es einen Hauch zu lange, bis das Abspiel auf den frei stehenden Jona Renner kam, der deshalb nicht ungehindert abschließen konnte, so dass der Schuss noch geblockt wurde. Auf der anderen Seite ließ die Defensive der Hausherren kaum etwas zu. Quasi aus dem berühmten Nichts ergab sich dann doch eine Großchance für die Hauptstädter, als nach einem Querschläger im Halberstädter Strafraum Kwabenaboye Schulz ungehindert abzog (19.), aber in Lukas Cichos seinen Meister fand, der mit einer spektakulären Parade diesen Hochkaräter unschädlich machen konnte. Sofort ging es wieder in die andere Richtung – zu schnell für Ben Florian Meyer, der die schnelle Ausführung eines Einwurfes unsportlich verhinderte und dafür „Gelb“ sah. Nur hundert Sekunden später zeigte er sich auf der anderen Seite, hier holte er Pfeiffer im vollen Lauf von den Füßen und sah folgerichtig früh (22.) die Ampelkarte. Das oft beobachtete Phänomen, dass eine dezimierte Mannschaft mit mehr Konzentration und Einsatzwillen stärker wird, war hier nicht erkennbar. Der VfB Germania machte weiter „die Musik“ und kam zu Torannäherungen. Wieder war Pfeiffer von rechts in die Box gekommen und suchte den Abschluss, sein Schrägschuss aber kam nicht durch. Auch nach Ecken gab es den einen oder anderen Ansatz, aber ohne klare Torchance. Ein erneuter Vortrag in Ruhe und Disziplin folgte. Wo war der freie Mann?! Paul Grzega, der den Ball trieb, war es selbst, erkannte die ausbleibende Gegenwehr und zog aus 22 Metern trocken ab. Dieses Geschoss überwand dann auch BAK-Keeper Luis Maria Zwick (39,), der vergeblich ins bedrohte Eck abtauchte. Die verdiente, wie umjubelte Führung für den VfB Germania war geschafft. Duda war nun überhaupt nicht mehr amüsiert und wechselte bereits vor der Pause.
Nach dem Seitenwechsel zeigte sich Irwin Pfeiffer zunächst übermotiviert und stieg mit offener Sohle in Brusthöhe gegen Patrick Sussek ein, der sich aber keine Verletzung zuzog und weiter spielen konnte. Für Pfeiffer aber war der Weg zur Dusche nun die nächste Tagesaufgabe (49.), denn der sehr souveräne Unparteiische Marko Wartmann hatte keinen Handlungsspielraum, das war glatt „Rot“. Das Spielgeschehen im nun 10-gegen-10-Modus bestimmte indes weiter der VfB Germania. Schon in der 51. Minute hatte Ole Hoch das nächste Tor auf dem Fuß, verfehlte aber mit seinem Versuch die linke Torstange um Zentimeter. Hoch legte nach: 65. Minute, Schuss-Chance am rechten Strafraumeck, ein Strahl, doch vor dem Einschlag im rechten Knick, flog Zwick heran und fischte das Spielgerät noch aus dem Eck – sehr stark von beiden! Fünf Zeigerumdrehungen später dann doch das längst fällige 2:0! Im Anschluss an eine Ecke klärten die Berliner unzureichend und die Hausherren hatten Einschuss-Möglichkeiten, doch scheiterten zunächst an der vielbeinigen Abwehr, bevor Jona Renner den eingewechselten Louis Malina in bester Position sah und überlegt und uneigennützig die Kugel ablegte, so dass Malina aus Nahdistanz entschlossen einnetzen konnte. Die Spielkontrolle lag weiterhin bei den Hausherren, die auch hätten auf 3:0 stellen können, doch das dritte Tor sollte auf der anderen Seite fallen (88.): Ähnlich der Situation beim 1:0, gab es für den Ballführenden zuviel Raum, so dass Bleron Krasniqi aus 18 Metern den Ball ungehindert ins rechte obere Eck dreschen konnte. Das bedeutete noch bange Minuten für die Gastgeber, aber weil Sussek die letzte Chance (91.) ungenutzt ließ, kontrollierte Halberstadt bis zum Abpfiff (vier gerechtfertigte Minuten Nachspielzeit) den Ball und sicherte sich verdient den Sieg. Schiedsrichter Marko Wartmann hatte viel zu tun, folgte aber einer klaren Linie und war jederzeit der Herr der Situation. So belohnt sich der VfB Germania endlich und gibt damit auch die „Rote Laterne“ an TeBe weiter...