Drei Auswärtstore reichen nicht zum Punktgewinn
Regionalliga Nordost: Tennis Borussia Berlin - VfB Germania Halberstadt 4:3 (3:1)
(von Bernd Waldow)
Gewiss, es ließen sich auch positive Aspekte finden, doch nach der Niederlage beim
Kellerkind TeBe käme das einer verzweifelten Suche nach Alibis gleich. Fakt ist, der Kader, den Manuel Rost von seiner sportlichen Leitung für die aktuelle Saison vorgesetzt bekam, konnte bislang nicht den Nachweis erbringen, konkurrenzfähig in der Liga mitzuhalten.
Das ist umso haarsträubender, wenn man sich vor Augen führt, dass die früher sportlich Verantwortlichen dabei einige Spieler aussortiert haben, die durchaus unter den vorhandenen Verältnissen in Halberstadt weiter gespielt hätten und in der letzten Saison zweifellos nachgewiesen haben, dass sie Regionalliga können...
Mindestens bis zur Winterpause muss nun das Trainerteam diese Fehlkalkulation ausbaden, bevor eventuell am Spielermaterial wieder etwas geschraubt werden könnte!
Respekt deshalb denen, die es mit vollem Einsatz Woche für Woche aufs Neue versuchen, daran zu arbeiten, endlich etwas Zählbares zu erringen.
Auch im Mommsen-Stadion begann die Partie mit dem zuletzt gewohnten Auftakt: Der VfB Germania setzte die ersten Akzente, zeigte sich vor dem TeBe-Tor, allerdings noch ohne Gefahr. Eine erste Balleroberung durch TeBe führte zum Abschluss von Louis Wagner (6.), dessen 18-Meter-Schuss harmlos schien, so dass Lukas Cichos fangbereit abtauchte. Es passt zur derzeitigen Situation der Halberstädter, dass der Ball urplötzlich zu hoppeln begann, aufgrund einer Unebenheit des Platzes dann eine ballistisch nahezu unmögliche Kurve beschrieb und über den schon am Boden liegenden Cichos hinweg ins Netz sprang.
Ein entscheidender Moment, denn der Glaube der Halberstädter an den Turnaround ging mit dem frühen 0:1 verloren. Angst, Verantwortung zu übernehmen und fehlende Körpersprache waren die unmittelbaren Auswirkungen. Als eine großartige Rettungstat von Patrick Baudis zur Ecke gerade noch Optimismus zurückerobern sollte, das nächste Trauma: Fehlende
(Zu-) Ordnung, keine klare Aktion, so traf Berlin aus dem Gewühl heraus (15.) zum 2:0. Unglücklicherweise wurde dabei Ole Hoch angeschossen, von dem aus der Ball ins Netz sprang. Unglaublich, nur eine Zeigerumdrehung später wieder Ecke nach dem gleichen Muster, wieder nicht klar geklärt und Mert Sait durfte völlig blank aus 14 Metern das Spielgerät in die Maschen befördern – 3:0 nach 17 (!) Minuten – ein Fiasko deutete sich an.
Mit dieser Führung im Rücken fand TeBe zu einer spielentscheidend starken Körpersprache, ging fortan betont entschlossen zu Werke, nahm dafür sieben (!) gelbe Karten in Kauf, dagegen fiel die zwar vorhandene Gegenwehr der Domstädter recht bieder aus. Sicher, das Bemühen kann man ihnen nicht absprechen, Patrick Baudis, Julien Masson und der wieder einmal pausenlos antreibende Stefan Korsch, sie waren vor Cichos schon auffällige Aktivposten, doch das ist zu wenig, wenn von den anderen insgesamt zu wenig kommt.
Hoffnung gab es durchaus auch nach dem 0:3-Rückstand, denn TeBe war keineswegs unschlagbar. Nach dem 3:1 von Masson (31.) hätte es sogar vor der Pause noch zum Anschlusstreffer reichen können, doch fehlte Korsch bei seinem Abschluss das Glück, sprich nur wenige Zentimeter (45.), als er den rechten Winkel anvisierte.
Nach dem Wechsel ging TeBe über weite Strecken schlampig mit seinen vorhandenen Chancen um, wobei sich auch Cichos wiederholt auszeichnen konnte. Das 4:1 dann aber doch wieder sinnbildlich (73.), als ein Ball vom Pfosten Sait vor die Füße rollte, der abstauben und seinen zweiten Treffer markieren konnte. So kurios es anmutet, nach dem vorentscheidenden 4:1 war der Druck auf die Halberstädter Spieler plötzlich verschwunden,
ein ums andere Mal ging es gefährlich vor das Berliner Gehäuse. Eine von mehreren guten Standards, die Pascal Hackethal trat, fand in der Box Aaron Sothen, der platziert zum 4:2 einköpfte (83.) und noch einmal Hoffnung aufkeimen ließ. Als dann Darlin van der Werff in der 88. Minute den Anschluss zum 4:3 herstellte, waren immer noch fünf Minuten bis zum Abpfiff durch den sehr guten jungen Zehlendorfer (!) Schiedsrichter Florian Lukawski Zeit, hier zumindest noch einen Punkt einzusacken, doch es fehlte an Ruhe und Kaltschnäuzigkeit bei den letzten Möglichkeiten. Die aussichtsreichste davon vergab noch Justin Eilers (90.+3) unmittelbar vor dem Schlusspfiff, der eine diesmal verdiente Niederlage besiegelte.