Weitere spielerische Steigerung, aber immer noch kein Sieg
Regionalliga: Hertha BSC II – VfB Germania Halberstadt 3:0 (2:0)
(von Bernd Waldow)
Nicht unerwartet fährt die Bundesliga-Reserve der Hertha die drei zu
vergebenden Punkte ein. Dabei klingt das Ergebnis einmal mehr
deutlicher, als es der Spielverlauf war.
Drei Gründe, weshalb der Gastgeber am Ende siegreich ist:
1. Die unbestrittene individuelle Klasse der Einzelspieler, die auch
als Team sehr gut funktionieren
2. Dinge, die der VfBG selbst in der Hand hatte, sprich individuelle
Fehler bzw die falsche Entscheidung in einigen Schlüsselszenen
3. Dinge, die der VfBG nicht beeinflussen konnte, sprich erneut
fehlendes Matchglück sowie eine möglicherweise Spiel entscheidende
krasse Fehlentscheidung der Schiedsrichter
Doch der Reihe nach:
Die Begegnung begannen beide Teams recht nervös, Hertha versuchte, in die eigene Struktur zu finden.
Der VfB Germania hielt ordentlich dagegen, war aber zu Beginn nur mit der Defensive beschäftigt. Das aber machten die Domstädter gut, so dass Hertha zunächst nicht gefährlich vor das HBS-Tor kam. Erster gelungener Umschaltmoment für Halberstadt in der 6. Minute, ein Eckball sprang dabei heraus. Unverständlich, aber oft beobachtet: Es wurde daraus keine
Torgefahr kreirt, sondern der Ball bis zum eigenen Tor zurück gespielt. Die Spieleröffnung von dort fing Berlin an der Mittellinie ab, schickte mit einem feinen Schnittstellenpass den Bundesliga erprobten Derry Scherhant auf die Reise, der mit unglaublicher Sicherheit und hohem Tempo die HBS- Abwehr einfach stehen ließ und an Lukas Cichos vorbei zum 1:0 traf.
Der VfB Germania zeigte sich unbeeindruckt und blieb defensiv extrem diszipliniert, ließ den Berlinern keine weitere Chance zu, schaltete stattdessen selbst immer öfter in der Offensivmodus. Eine Schlüsselszene des Spiels dann in der 19. Minute: Darlin van der Werff wird steil geschickt, geht allein auf das Hertha-Tor zu, Keeper Leon Cuk eilt aus seinem Strafraum
und räumt den Halberstädter Stürmer mit einem groben Foul in Kung-Fu-Manier ab. Trainer Ante Cocic entsetzt: Das war eindeutig „Rot“ und er würde seinen an diesem Tag überragenden Keeper für noch siebzig Minuten in Unterzahl
ersetzen müssen! Dann aber zog das Entsetzen in die Gesichter der Halberstädter, denn der Schiedsrichter bedeutete „Ball gespielt“ und ließ die Szene ungeahndet. Nun sieht man manchmal als Betrachter durch die Vereinsbrille etwas einseitig, doch hier belegt die Foto-Session von Lukas Nitschke unzweifelhaft die Brutalität der Aktion und das Gewicht dieser
Fehlentscheidung!! Gut fünf Minuten später rettet Cuk bereits wieder überragend gegen Pascal Hackethal, ehe Hertha die beste Chance der ersten Halbzeit hat, die der Abwehrverbund des VfB Germania aber vor dem eigenen Tor schließlich klären kann. Ansonsten nerven die Halberstädter die Hertha-Bubis mit ihrem disziplinierten und einsatzfreudigen Spiel immer
mehr, so dass die Hauptstädter viele kleine Fouls auspacken, eine Spielweise, die man sonst von ihnen eher nicht gewohnt ist. Als Manuel Rost in Gedanken wohl schon seine Halbzeiotansprache vorbereitete, in dem der knappe Rückstand Hoffnung machen sollte, folgte eine dieser falschen Entscheidungen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Weiter Ball Herthas auf links, zwei Halberstädter laufen an, gehen aber nicht konsequent drauf, lassen die Flanke zu, die vor dem Tor auch nicht vernünftig geklärt wird. Da kein Halberstädter zum klärenden Kopfball ging, stieg eben Mustafa Abdullatif hoch und köpfte ein – wieder so ein brutaler Nackenschlag unmittelbar vor dem Pausenpfiff!
Die Halberstädter stellten nach dem Wechsel um und bekamen das Spiel immer besser in den Griff. Offensiv legten sie einen Zahn zu, erarbeiteten sich Chancen, ohne die Abwehrarbeit dabei zu vernachlässigen. Die Berliner werden dabei nach wie vor gehörig gestresst. Abullatif verliert dann die Nerven und leistet sich im Mittelfeld sein zweites grobes Foul.
Die zweite gelbe Karte bedeutet für ihn Feierabend nach einer Stunde. Sieben Zeigerumdrehungen später zündet Korsch einen Versuch aus der zweiten Reihe, Cuk, der eigentlich frisch geduscht von außen hätte zugucken müssen, pariert. Dann hält er ghegen Louis Malina, den harten Schuss kann er aber nicht festhalten, Justin Eilers schnibbelt den
Abstauber knapp am langen Pfosten vorbei... Dann Ufu Osawe – gehalten von Cuk, der eigentlich (aber lassen wir das!)
Nachschuss Malina, kommt nicht richtig durch... Es folgt der einzige Fehler von Cuk, der einen Schuss von Ole Hoch durch die Hände rutschen lässt, leider aus Halberstädter Sicht, steht der Hertha-Keeper dabei nicht vor, sondern einen halben Schritt neben seinem Tor, so dass die Situation für Hertha folgenlos bleibt. Zu allem Überfluss zünden dann einige ewig Unbelehrbare im Halberstädter Block Pyrotechnik, erzwingen eine kurzfristige Spielunterbrechung und
nehmen auch unsere Jungs damit aus ihrem Rhythmus – eine doppelt fatale Situation, denn so aus dem Flow geraten, fangen unsere Jungs in der dritten Minute der Nachspielzeit noch das dritte Gegentor. Vorausgegangen erneut eine falsche Entscheidung: Statt viel versprechender Spielverlagerung auf die andere Seite, wo ein Überzahl-Spiel möglich gewesen wäre, bleibt das Zuspiel die Linie entlang zum Scheitern verurteilt, weil hier klare Unterzahl besteht. So erobert Hertha den Ball, schaltet um und Lukas Ullrich ist den entscheidenden Schritt schneller, als die HBS-Abwehr und bleibt auch cool
vor dem Tor. So setzt es eine deutliche Niederlage, obwohl man eigentlich über weite Strecken ein überzeugendes Spiel gezeigt hat. Gratulation an Hertha BSC II, eine Mannschaft, die wackelte, aber aufgrund der Stabilität und Qualität,
sowie eine hohe Effektivität ihrer Favoritenrolle dennoch gerecht werden konnte.