Landesklasse 3
SV Olympia Schlanstedt - VfB Germania II 2:2 (0:0)
(von Bernd Waldow)
Der Auftakt ist geglückt! Nach einem personellen Umbruch, der in solchem Ausmaß noch nie unsere zweite Mannschaft heimsuchte, stellten sich junge und unerfahrene Spieler in beeindruckender Weise in den Dienst dieser Mannschaft. Noch in der Vorsaison begeisterte das Team durch Zusammenhalt und spielerische Glanzpunkte. Umso unverständlicher, dass viele den Verein, der sie ausgebildet und ihnen auch in schwierigsten Zeiten eine sportliche Heimstatt gegeben hatte, nun mit den Füßen traten (berufliche Gründe natürlich ausgenommen).
In Schlanstedt, wo der SVO aufgrund des Rückzuges des SV Hötensleben die Klasse gehalten hatte, lief eine junge Garde auf, in der die Routiniers Sascha Liebing und Silvio Rust „den Laden zusammen hielten“. Erste Devise: Möglichst lange den eigenen Kasten sauber halten. Vor der kämpferischen Leistung, die diese Spieler ausnahmslos abriefen, kann man sich nur tief verneigen. Ohne jemals in dieser Formation gespielt zu haben – es gab nicht einmal ein Testspiel vor der Saison – war jeder einzelne bereit, für den Nebenmann weite Wege zu gehen und die eigene Schmerzgrenze zu fühlen. Anerkennung für diese Leidenschaft zollte auch Manuel Rost, Trainer der „Ersten“, der ebenfalls hinüber gekommen war, auch um seinen Schützling Aaron Sothen, der vom Regionalliga-Kader abgestellt worden war, zu beobachten.
Schlanstedt hatte naturgemäß dabei mehr Spielanteile, doch die Abschlüsse gerieten selten zwingend. Falls doch, so war mit Baktash Qaderi ein aufmerksamer Keeper stets auf dem Posten. Fast ungläubig nahmen Mannschaft und Offizielle dann den Zwischenstand wahr: Zur Halbzeit 0:0. Leider musste sich der VfB Germania II nicht nur der Schlanstedter erwehren, auch das Schiedsrichter-Trio war wohl noch nicht recht in der Saison angekommen und leistete sich manchen Lapsus. Beispiel 52. Minute: Sascha Liebing traf als letzter Mann den Ball nicht richtig, sein Gegenspieler sprang über ihn hinweg und ließ sich vier, fünf Schritte später fallen. Auf Intervention der Schlanstedter hin erfolgte dann der Freistoß-Pfiff. Liebing sah „Gelb“ für nichts. Ausführung des Feistoßes durch den SVO dann dort, wo der Spieler gelandet war, also sieben, acht Meter näher zum Tor, als der Ereignisort...
Fußball gespielt wurde aber auch: In der 55. Minute eröffnete der SVO schön über halb rechts, Qaderi eilte aus seinem Kasten, doch Robert Balser hob den Ball gekonnt über den HBS-Keeper ins Tor. Die umjubelte Führung für Schlanstedt beeindruckte den VfB Germania II nicht ansatzweise. Im Gegenteil, jetzt wurden die eigenen Aktionen zielstrebiger und mutiger. In vorderster Linie beherzigte auch Sothen nun mehr und mehr das, was ihm Manuel Rost zur Halbzeit als Tipp mitgegeben hatte. Plötzlich ergaben sich auch Torchancen für HBS, die zuvor echte Mangelware blieben. Der unermüdliche Robert Scheppers ließ zwei Gegenspieler stehen und passte von rechts auf den zweiten Pfosten, doch es fehlten einige Zentimeter zu Veredelung. Immer wieder war auch Florian Peter dran, doch zweimal bremste ihn ein Abseitspfiff, nachdem er eingenetzt hatte. Sothen indes setzte um, was ihm sein Trainer gesagt hatte, ließ in der 79. Minute mit einer Körpertäuschung die Schlanstedter alt aussehen und schob den Ball nach kuzem Sprint von halb links aus 16m unten rechts ins Eck zum 1:1, das mittlerweile auch verdient war. Zehn Minuten später, zwanzig Minuten Sprühregen waren gerade vorbei, traf Jonas Möschter im SV-Gehäuse bei einem Klärungsversuch den Ball nicht richtig, Aaron Sothen setzte nach, eroberte die Kugel, ließ den Keeper an der Grundlinie aussteigen, zog nach innen und hämmerte das Spielgerät aus spitzem Winkel trocken ins kurze Eck zum 1:2. Jetzt war plötzlich sogar ein „Dreier“ für die Kreisstädter drin. Diese Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht, denn ein fragwürdiger Freistoß aus Linksaußenposition für den SVO in der Nachspielzeit führte noch zum 2:2 durch Kevin Rappe. Hier patzte der ansonsten starke Qaderi, ließ den Flachschuss aus spitzem Winkel – fast von der Seitenauslinie getreten – passieren. Am Ende ein alles in allem wohl gerechtes Ergebnis, dass sich das junge Halberstädter Team, das als echte Mannschaft auftrat, redlich verdient hatte.