...Tabellenführer strauchelt in Halberstadt
(von Bernd Waldow)
VfB Germania Halberstadt II – SV Hötensleben 2:2 (1:1)
Dass der VfB Germania II den Tabellenführer nur ins Straucheln, nicht aber zum Fallen brachte, hatte vor allem zwei Gründe: Zum einen vermochte es der Gastgeber nicht, seine drückende Überlegenheit in der zweiten Hälfte in Tore umzumünzen, zum anderen haderten die Platzherren insbesondere mit drei zumindest umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen.
Eine echte Siegchance hatte der favorisierte SVH an diesem Nachmittag allerdings nicht.
Doch der Reihe nach. Da der SV Hötensleben Probleme bei der Anreise hatte, wurde die Begegnung zehn Minuten verspätet angepfiffen. Die „Zweite“ des VfB Germania fand sofort ins Spiel und blies zur Attacke. Schon der zweite Angriffsversuch trug Früchte, als Collin Weber auf der rechten Außenbahn den Ball nach vorn trieb und sah, dass Torhüter Felix Hoffmann ziemlich weit vor seinem Kasten stand. Der Plan, den Ball lang auf den zweiten Pfosten zu schlagen, um dort einen Abnehmer zu finden, ging auch ohne den zweiten Teil auf: Das Spielgerät fand seinen Weg über den Torhüter hinweg und senkte sich im Stile eines Traumtores in den hinteren Winkel zur frühen 1:0-Führung (4.) für den VfB Germania II. Jetzt waren beide Teams endgültig „on Fire“, was sich im nächsten Zweikampf zeigte. Aus einem Foul wurde eine Rauferei zwischen Marian Deicke und Sascha Liebing. Für beide endete die Partie damit bereits nach sieben Minuten – jeweils glatt „Rot“. In der Folge ging es mit hoher Intensität weiter, doch die Zielgenauigkeit fehlte. Zur allgemeinen Überraschung ertönte in der 13. Minute der Elfmeterpfiff des Schiedsrichters, der wohl übersehen hatte, das Baktash Qaderi im Halberstädter Tor schon beide Hände am Ball hatte, bevor ein Gäste-Stürmer einfädelte und zu Boden ging. Die Gelegenheit indes ließ sich Björn Ohnesorge nicht entgehen (13.) und zimmerte die Kugel mitten ins Netz. Unbeindruckt schaltete der VfB Germania II wieder in den Vorwärtsgang und konnte die Gäste einigermaßen beeindrucken. Umso überraschender der nächste Elfmeterpfiff pro Hötensleben (26.), als ein Zweikampf knapp seitlich innerhalb des Sechzehners eigentlich keinen Sieger fand und beide Teams das Spiel schon unaufgeregt fortgesetzt hatten. Wieder nahm sich Björn Ohnesorge der Sache an, doch Baktash Qaderi tauchte ab und entschärfte nicht nur, sondern konnte den Ball sogar festhalten. Als Lohn dafür gab es einen Tritt gegen den am Boden liegenden Halberstädter Keeper... Nach dieser ereignisreichen ersten Hälfte ging es mit dem 1:1 in die Kabinen.
Im zweiten Durchgang setzte der VfB Germania II auf seine Schnelligkeit und es sollte sich herausstellen, dass der SV H diesem schnellen Umschaltspiel absolut nicht gewachsen war. Nils Dannhauer sprintete über rechts und bediente den mitgelaufenen Daniel Holtzheuer (51.), der aus zentraler Position die Kugel sicher einnetzte. In der Folgezeit bis etwa zur 70.Minute erarbeitete sich der VfB Germania II noch etwa ein halbes Dutzend ähnlicher Chancen, doch enweder wurde der freie Mitspieler übersehen oder das Ego verhinderte das Zuspiel auf den besser postierten Kollegen. Der SV Hötensleben hatte in dieser Phase nichts mehr entgegenzusetzen. Nach einer kurzen Verschnaufpause und personellen Wechseln, hatte der Gastgeber auch in den letzten zehn Minuten noch zwei, drei ähnliche Möglichkeiten , die fahrlässig liegen blieben. Alte Fußballer-Weisheit: So etwas kann sich rächen. Doch mit einer erneut überragenden Team-Mentalität und letztem Einsatz eines jeden Spielers liefen die neunzig Minuten herunter. Nachspielzeit erste Halbzeit: Trotz Rudelbildung, zweier roter Karten, zweier Elfmeter: 0 Minuten. Nachspielzeit einer temporeichen zweiten Halbzeit mit nur kurzen Einwechselunterbrechungen: 2 Minuten. Als Halberstadt den veremeintlich letzten Angriffsversuch der Hötenslebener sauber gestoppt hatte, wähnten einige schon den Schlusspfiff gehört zu haben. Doch der Schiedsrichter meinte, ein Regelwidrigkeit festgestellt zu haben und gab noch einen Freistoß aus 17 Metern für den Tabellenfüher. Diesen Irrtum nutzte Ricardo Winkler und stellte mit einem zwar sehenswerten Schuss ins linke Eck auf 2:2 mit der letzten Aktion dieses Spiels, in dem der SV Hötensleben, trotz überraschend klarer Unterlegenheit, überaus glücklich noch einen Punkt rettet.