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Standards entscheiden das Spiel

RL Nordost: SV Babelsberg 03 - VfB Germania Halberstadt 3:1 (1:0)
Freitag, 30. November 2018, Karl-Liebknecht-Stadion
Am Ende des Tages herrscht fast Ratlosigkeit. Man kann der Halberstädter Mannschaft
kaum einen Vorwurf machen, sie hat spielerisch mit dem Favoriten mindestens auf
Augenhöhe agiert, war phasenweise sogar Spiel bestimmend. Dennoch, weil beim letzten
Spiel in Fürstenwalde ein Standard in der Nachspielzeit den möglichen Sieg gekostet hatte,
ließen die Trainer diese Spielform besonders trainieren. Es fruchtete offenbar nicht. Einen
Freistoß nahe der linken Eckfahne und eine Ecke von links verwertete jeweils Tom
Nattermann per Kopf und brachte den Gastgeber damit auf die Siegerstraße. Zweites
Handicap: Den hochkarätigsten eigenen Standard, einen Foulelfmeter, konnte der VfB
Germania nicht in ein Tor ummünzen.
Dabei begann die Partie durchaus verheißungsvoll. Bei regnerischem, tristen November-
Wetter gingen beide temporeich in die Begegnung und warteten nicht ab. Der Ex-
Halberstädter Philipp Saalbach, heute Kapitän in Babelsberg, prüfte Fabian Guderitz aus der
Distanz (4.), der Halberstädter Keeper rettete zur Ecke. Nach einer Viertelstunde schoss
Sagat aus spitzem Winkel am Tor vorbei, im Gegenzug rollte Denis Jäpel der Ball kurz vor
dem Tor fast über den Fuß, doch Abseits... Kurz darauf servierte Hendrik Hofgärtner für
Dennis Rothenstein, doch wieder Abseits! Die gute spielerische Ausrichtung des VfB
Germania mündete in einer deutlichen Ecken-Führung, doch verwertet wurde davon keine.
Insbesondere Alysson Vargas hatte einen „Riesen“ auf dem Kopf, doch er zielte frei stehend
knapp am Tor vorbei (27.), anschließend tauchte Nattermann alleine vor Guderitz auf, der
aber klasse parierte. Wieder nur kurz danach folgte der Freistoß, den die Ex-Halberstädter
Kombination Saalbach – Nattermann zur Führung für die 03er nutzten. Keine Anzeichen von
Schock seitens der Gäste, sie spielten munter weiter auf ihr angestrebtes Tor. Das schien
nahe, als Rothenstein von rechts in den Strafraum zog und dort regelwidrig gestoppt wurde.
Nach dem im letzten Heimspiel verwandelten Elfer, durfte Alexander Schmitt wieder ran,
zumal Kapitän Benjamin Boltze noch auf der Bank saß. Schmitt wählte die gleiche Ecke, wie
zuletzt, Torhüter Gladrow ahnte das und parierte (44.). Aus dem möglichen psychologischen
Vorteil für den VfB Germania wurde damit einer für den SVB.
Nach dem Seitenwechsel knüpfte der VfB Germania an die mutige Vorstellung der ersten
Halbzeit an. Rothenstein mit abgefälschtem Schuss und Jäpel aus 18 Metern, beides gute
Chancen, Mitte der zweiten Hälfte, doch Gladrow gab sich keine Blöße.
Dann folgte besagte Ecke für den SVB, die der VfB Germania erneut schlecht verteidigte.
Nattermann war es recht, platzierter Kopfball zum 2:0 (75.).
Solche Rückschläge zu kassieren, aber nicht einzuknicken, einfach weiter zu machen und
noch an sich zu glauben – das ist eine unglaublich große Qualität, die dieser jungen
Halberstädter Mannschaft eingepflegt wurde. Sie stemmte sich im Verbund gegen die
drohende Niederlage und das fruchtete. Der eingewechselte Kay Michel wühlte unaufhörlich
über die linke Seite, blieb zunächst hängen, eroberte den Ball zurück und flankte dann auf
den zweiten Pfosten. Dort nahm Lucas Surek die Kugel und setzte einen gewaltigen Schuss
ins kurze Eck. Obwohl Gladrow noch dran war, riß es ihm förmlich die Hände weg und er
konnte den Einschlag nicht verhindern. Der VfB Germania war mit unglaublicher Moral
wieder im Spiel (2:1, 79.). Babelsberg wackelte ein wenig, war beeindruckt von der nicht
nachlassenden Energie, mit der Halberstadt immer noch zu Werke ging. Doch auch die
Filmstädter hatten gewechselt – und den Sieg eingewechselt. Ihr manchmal etwas
hektisches Spiel beruhigte sich durch die Wechselspieler und noch mehr: Ein gewaltiges
Solo von Godbless Igbinigie brachte den K.O. für den VfB Germania. Der bullige Stürmer
schüttelte zu Beginn auf der linken Seite zwei Verteidiger ab, zog dann in den Sechzehner,
wo er an Fabian Guderitz zunächst hängen blieb, doch mit all seiner Urgewalt setzte er auch
da nach und behauptete den Ball, um ihn anschließend in aller Ruhe rechts unten
einzuschieben (3:1, 86.). Der VfB Germania nach einem couragierten Auftritt damit unter
Wert geschlagen. Eine dieser Niederlagen, nach denen man zu sagen pflegt, man könne
hoch erhobenen Hauptes den Platz verlassen. Punkte gibt es dafür allerdings nicht...

Vorschau: Sonnabend, 08. Dezember 2018: VfB Germania – BFC Dynamo (RL)

 

Text: Bernd Waldow

Foto: https://www.eventbild24.de/galerien.php?fotograf=30CB3401CFF4BFBF2ABB09DAA740ADDA