Harzoberliga: VfB Germania Halberstadt II – FC Einheit Wernigerode II 4:3 (2:2)
Friedensstadion, Platz 4, 29.09.2018
Eine in mehrfacher Hinsicht unvergessene Partie lieferten sich die Kontrahenten auf dem Kunstrasenplatz im Friedensstadion. Dabei waren die Vorzeichen für den Gastgeber alles andere, als optimal. Da nahezu zeitgleich die A-Junioren bei Arminia Magdeburg antreten mussten, fehlten einige Kräfte in den Reihen der „Zweiten“. Von „oben“ kam zwar Torhüter Paul Niehs, weitere Unterstützung aus dem Regionalligakader gab es allerdings nicht. Doch echte Halberstädter tragen noch so etwas, wie einen Ehrenkodex in sich. Hilfe kam nämlich aus dem Team der Germania-Oldies, die kurzerhand mit Jörg Kayser und Erik Hartmann zwei Schlüsselpositionen im Team besetzten. Es sei vorweg genommen, beide agierten über die volle Distanz (!) und wurden zu wichtigen Garanten für einen ungewöhnlichen Sieg.
Traditionell die Duelle zwischen den Rivalen einigermaßen hitzig, so auch an diesem Sonnabend. Der VfB Germania gab die Richtung vor, konnte aber zunächst keine entscheidenden Abschlüsse vermerken. Die wohl beste Kombination im gesamten Spiel führte nach schönem Kurzpassspiel über die linke Seite zur Führung. Ausgerechnet Erik Hartmann wurde in den Sprint geschickt, eilte von links in den Sechzehner und legte die Kugel mit seiner ganzen Erfahrung cool rechts unten ins lange Eck (13.). Kurze Zeit danach legte Kevin Wellhausen im Einheit-Tor beim Herauslaufen Leon Pust, doch die Pfeife von Uwe Wille blieb zur allgemeinen Überraschung stumm. Wieder nur kurze Zeit später pfiff er dann doch, dieses Mal ein Handspiel im Einheit-Strafraum. Geburtstagskind Tobias Wanka legte sich die Kugel zurecht und versuchte es rechts, doch Wellhausen ahnte die Ecke und parierte. Glück für die Hausherren, dass SR Wille den Elfer wiederholen ließ. Wanka wählte die gleiche Ecke, Wellhausen die andere – 2:0 (22.).
Anschließend war der Gast in seinen Aktionen etwas ruhiger, doch der VfB Germania brachte die Wernigeröder wieder ins Spiel. Unnötig hektisch verursachten die Halberstädter jetzt manche unübersichtliche Situation. Nach einem weiten Ball von Robert Schmidt, lief Paul Kubanek ein, berührte den Ball oder nicht, jedenfalls trudelte er zum Anschluss ins lange Eck (29.). Fünf Minuten später zog Guido Wartenberg einfach mal aus 20 Metern ab, Robert Schmidt evtl. auch hier noch dran, neben dem verdutzten Paul Niehs schlug es erneut ein – 2:2 (35.). Damit ging es in die Halbzeitpause.
Nach dem Wechsel dann einige verheißungsvolle Aktionen auf beiden Seiten, aber zunächst kein weiterer Ertrag. Wie zum Beweis für die umkämpfte Partie folgte eine Szene, die man niemandem wünscht. Im Bestreben, ein Kopfballduell für sich zu entscheiden, rauschten zwei Spieler mit den Köpfen zusammen. Klaffende Platzwunden, Blut, Erstbehandlung auf dem Platz, Krankenwagen und später ambulante Versorgung im Krankenhaus! Die lange Unterbrechung brachte aber nicht mehr Ruhe ins Spiel. Der nächste Aufreger sollte folgen: Ein – vorsichtig ausgedrückt – schmeichelhafter Elfmeter für den FC Einheit. Diese Chance ließ sich Schmidt nicht entgehen. Die Wernigeröder hatten das Spiel nach 0:2 gedreht (72.)! Jetzt waren die Routiniers des VfB Germania gefragt. Sie lösten ihre Aufgaben erstklassig! Der überragende Tobias Wanka steuerte seine Mannschaft, Jörg Kayser hielt hinten rechts absolut dicht und Erik Hartmann sorgte vorn für stete Unruhe und manche sehenswerte Idee.
So angekurbelt, brachten die Einheimischen den Ball dann endlich ins Netz des Wernigeröder Tores. Doch nach Intervention durch den Assistenten, der massiv von Wernigeröder Seite beeinflusst wurde, nahm Uwe Wille den Treffer zurück. Doch die Halberstädter blieben dran und berannten das Tor der Gäste jetzt im Minutentakt. Schließlich brachte Collin Weber den Ball zum Ausgleich im Kasten unter (80.). Damit gaben sich die Hiesigen jedoch nicht zufrieden, kämpften buchstäblich bis zum Umfallen, so dass Trainer Hannes Deicke, als letzter Einwechsler, noch selbst die Töppen schnüren musste.
Zur Hektik passend, ansonsten aber völlig unangemessen: In der Nachspielzeit sah der eingewechselte Sebastian Stock (HBS) für ein taktisches Foul an der Mittellinie glatt „Rot“.
In Unterzahl folgte dann noch der große Coup: Hartmann kurbelte immer weiter an: „Kommt Jungs, eine Chance kriegen wir noch!“. Wie recht er doch haben sollte. Foul im Strafraum, noch ein Elfmeter! Wem zittern jetzt nicht die Knie? Erik Hartmann selbst trat an und schickte die Kugel links oben in den Giebel zum 4:3 (90+3.). Diesen Sieg hielt der VfB G über die Nachspielzeit von gut zehn Minuten (aufgrund der Unterbrechung ok) endgültig fest.
Text: Bernd Waldow