Fußball: BSV Halle-Ammendorf - VfB Germania Halberstadt 1:0 (0:0)
„Wenn wir in den Köpfen in Ammendorf sind, werden wir weiter kommen, wenn wir in den Köpfen schon das Halbfinale haben, werden wir Probleme bekommen.“ Einfach analysiert vom Cheftrainer - wohl gemerkt Tage VOR dem Spiel in Halle - und bitter zutreffend.
Ein insgesamt schwaches Spiel von beiden Seiten versprühte wenig fußballerischen Glanz. Zwar erarbeitete sich der Regionalligist mit zunehmender Zeit deutliche Feldvorteile und mehrere Torchancen, aber wirklich zwingend wurde sein Spiel nicht. Kollektive Lethargie?
Das würde zumindest Dustin Messing nicht gerecht werden, der auf der rechten Außenbahn mächtig an den Ketten zerrte, Manko: Seine Eingaben wurden meist nicht von Mitspielern erreicht. Nicht alle kamen genau, doch warum sich im Zentrum kaum jemand fand, der sich für die Flanken interessierte, bleibt rätselhaft. Auch Hendrik Hofgärtner fiel positiv auf, denn dem wurde das Klein-Klein irgendwann zuviel und er setzte einige Marken aus der zweiten Reihe, prompt kam Gefahr für das BSV-Tor auf. Mitte der zweiten Halbzeit hätte ein Lattentreffer fast die Führung und damit wohl den Sieg für den VfB Germania gebracht, aber dieser Hammer an das Quergestänge rüttelte merkwürdiger Weise nicht die Germanen, sondern die Einheimischen wach. Da die Halberstädter ihrer nicht gerade zielstrebigen Linie treu blieben, witterten die Ammendorfer Morgenluft. Eine kurze Druckphase brachte das Büchel-Gehäuse dreimal in Bedrängnis: Zuerst setzte Cramer eine Linkseingabe an die Latte und schaffte damit den Ausgleich in dieser Kategorie. Kurz danach fischte Paul Büchel die Kugel noch vor der Linie aus dem bedrohten Eck. Ein an sich harmloser Freistoß, Mitte der Germania-Hälfte zentral ausgeführt, schien eine sichere Beute der Mauer zu werden, doch der Ball rutschte durch und trudelte Richtung Strafraum-Eck. Der VfB Germania agierte auch hier halbherzig, klärte nicht resolut. So nutzte Cramer die Unentschlossenheit, erlief sich den Ball und schloss mit einem Schrägschuß halb hoch ab. Dieser fand den Weg an den rechten Innenpfosten und von dort gegenüber ins Netz. Wer dachte, der VfB Germania würde nun eine andere Seite seiner vorhandenen Qualität zeigen, sah sich getäuscht. Das Spiel sah nach dem Rückstand genauso halbherzig aus, wie vorher. Einzig neben dem Feld mühte man sich um schnelleren Rücktransport der ins Aus geschossenen Bälle, Die wenigen Schüsse auf das Tor des BSV stellten einen sicheren Keeper Guth vor keine unlösbaren Aufgaben. Der Underdog packte die üblichen Tugenden aus: Einstellung, Kampfgeist, Willen. Mehr brauchte es an diesem Tag nicht, um die gerne selbst ernannte „dritte Kraft in Sachsen Anhalt“ aus dem Wettbewerb zu kegeln. Ein unebener, rutschiger Platz (auf dem im übrigen beide Mannschaften zurecht kommen mussten) kann ebenso nicht als Ausrede herhalten. Das alles wusste man vorher. Auffällig auch: Viele Standards des VfB Germania kamen nicht annähernd an, gefühlt achtzig Prozent der Ecken landeten halbhoch am ersten Pfosten und konnten mühelos geklärt werden. Ideen, Kreativität? Fehlanzeige. Eine Mega-Chance, im Pokal wieder für Furore zu sorgen (und nebenbei Geld einzuspielen), wurde auf klägliche Weise liegen gelassen. Entsprechend äußerte sich der Trainer nach dem Spiel: Er sei nicht enttäuscht, sondern wütend.
Nach diesem Kick muss man fast von Glück reden, dass nur wenige Halberstädter, maximal fünfzehn Individualisten waren mitgereist, diese Blamage beobachtet haben. Andererseits darf die Frage erlaubt sein, wo war denn unsere organisierte Fangemeinde, die über schlechte Zugverbindung in diesem Fall nun wirklich nicht hätte klagen dürfen. Ein Pushen der Mannschaft durch den „zwölften Mann“ war damit ausgeschlossen. Nein, der VfB Germania Halberstadt hat an diesem Sonnabend keine gute Werbung für sich und sein Image gemacht. Selbst wenn die Mannschaft nun die eingeforderte Reaktion gegen Babelsberg folgen lässt, die Pokal-Schmach ist nicht mehr zu korrigieren.
Vorschau: Wegen des Volkstrauertages wird das nächte Punktspiel in der Regionalliga bereits am Sonnabend (18.11.2017) ausgetragen. Anstoß ist um 13.30 Uhr, es kommt der SV Babelsberg 03 ins Friedensstadion.