Regionalliga Nachlese vom 10.09.2017

REGIONALLIGA: Das Ergebnis allein zu deuten, wäre gefährlich, denn „desolat“ gegen „überragend“ war die Begegnung keinesfalls zu untertiteln. Im Gegenteil, mancher rieb sich verwundert die Augen, denn die ersten zehn Minuten gehörten allein dem VfB Germania.

Frühes Anlaufen, mutige Kombinationen, schnelles Spiel – jedoch keine nennenswerten Chancen. Kühl dagegen der FC Energie mit dem ersten ausgespielten Angriff: Genaues Zuspiel, perfekte Ballbehandlung und konzentrierter Abschluß, so fiel das 0:1 durch Viteritti, das in dieser 11. Minute den Spielverlauf auf den Kopf stellte. Derartige Kostproben seiner exorbitanten Spielqualität packte der souveräne Spitzenreiter in der Folge jedoch immer öfter aus und beeindruckte damit das gesamte Stadion. Der VfB Germania mühte sich redlich, spielte weiter couragiert, aber nicht zwingend. Zudem offenbarte die Halberstädter Abwehr an diesem Tag mehrere ungewöhnliche Aussetzer. Cool und effektiv reagierten die Lausitzer darauf: Eine flache Eingabe von rechts einfach nicht konsequent geklärt, da hatte am Ende der Kette Viteritti leichtes Spiel, das Eingreifen von Benjamin Boltze half da nicht mehr, der Ball fand seinen Weg zum 0:2 ins Tor (17.). Man muss den Halberstädtern attestieren, dass sie, trotz dieser harten Rückschläge, ihr forsches Spiel nicht einstellten. Die Leistung dieses Tages hätte sicher gereicht, die Hälfte der Ligakonkurrenz zu besiegen, Energie aber spielt offensichtlich nur versehentlich in der Regionalliga, demonstrierte mit zunehmender Zeit immer mehr feine Spielkultur und machte schnell reinen Tisch. Mit dem 0:3, knapp zehn Minuten vor der Pause, machte Mamba endgültig alles klar. Dass die Hiesigen gegen einen so hochkarätigen Gegner nicht viele Chancen bekommen würden, das war von vorneherein nicht überraschend. Es fehlte aber auch ein wenig Glück, um bei den Schüssen von Twardzik, der in der ersten Halbzeit die Latte traf, Hübner oder Nattermann in der Schlussphase, zu Treffern zu kommen.

 

Das Publikum indes honorierte die kämpferische Leistung des VfB Germania, spendete selbst in den letzten zehn Minuten noch Szenenapplaus für gelungene Einzelleistungen. Freilich hatte der FCE längst einen Gang runter geschaltet, dominierte aber trotzdem durch seine individuelle Klasse eigentlich nach Belieben. Zweimal kurz angezogen und das Ergebnis nach oben geschraubt, Mamba mit seinem zweiten Tor gut zwanzig Minuten vor Ende und Costa ein paar Minuten später, da wurde an einer empfindlich hohen Heimniederlage für die Hausherren gearbeitet. Die aber verhinderten mit Einsatz, etwas Geschick und auch Glück (Doppel-Aluminium-Treffer kurz vor dem Wechsel), eine noch größere Klatsche.

 

Andreas Petersen sprach nach der Partie von hängenden Köpfen zur Pause und der harten Arbeit, die Spieler wieder aufzurichten. Das schien durchaus gelungen, denn auch nach dem Wechsel zeigten sich seine Schützlinge durchaus engagiert und machten nicht den Eindruck, als hätten sie sich bereits aufgegeben. Diese Einstellung teilten auch viele Zuschauer, das gehört nun mal dazu, die Überlegenheit eines besseren Kontrahenten anzuerkennen.

 

Pele Wollitz, erfahrener Coach des FCE, überraschte damit, zunächst die faire, ja herzliche Atmosphäre herauszuheben, mit der man ihn und seine Mannschaft in Halberstadt empfangen habe, ein Luxus, den die Cottbuser eher selten genießen dürfen, da ihnen sonst zumeist Hass entgegen schlagen würde... Spielerisch sei er mit seiner Mannschaft zufrieden gewesen, was er nicht an der Menge der geschossenen Tore festmachen würde, sondern ausschließlich daran, „...dass jeder einzelne den FC Energie Cottbus zu einhundert Prozent zu verkörpern hat – und das haben sie heute ausnahmslos getan, deshalb bin ich zufrieden!“ Und: „Halberstadt muss nicht ängstlich sein, sie werden mit dem Abstieg nichts zu tun haben.“

 

Vorschau: Der „Senf-Würstchen-Klassiker“ steht am Freitag, 15. September 2017,  auf dem Plan, denn dann wird um 19.00 Uhr das Punktspiel bei Budissa Bautzen angepfiffen. Keine leichte Aufgabe, dennoch ist das ein Aufeinandertreffen mit einem Gegner auf Augenhöhe. Der Halberstädter Troß wird die Heimreise nicht mit leeren Händen antreten wollen...