REGIONALLIGA: Wer das Stadion in Köthen am Freitag betrat, sah es auf den ersten Blick: Man freute sich auf die Begegnung zwischen dem Cöthener FC 03 und dem VfB Germania.
Alles war heraus geputzt und man empfing die Gäste freundlich und mit offenen Armen zu einem fröhlichen Fußball-Familienfest – soweit der Plan.
Auf dem Platz übernahm der VfBG erwartungsgemäß sofort die Spielkontrolle und beschäftigte den CFC ausschließlich im und am eigenen Strafraum. Die Abschlüsse brachten dann aber zunächst noch nichts Zählbares. Dabei dauerte es ganze zwölf Minuten, bis Florian Beil den Ball zum ersten Mal im Tor unterbrachte, aber es soll Abseits gewesen sein...
Mitte der ersten Halbzeit war der Gast der Führung erneut nah, doch zunächst setzte Beil eine Eingabe von Dustin Messing über den Kasten, danach erreichte ein Querschläger Messing, dieser zwar sehenswert volley abzog, aber das Tor denkbar knapp verfehlte. Schrecksekunde für den VfB Germania in der 26. Minute: Da hatten sie nach einem ruhenden Ball Pazdzierski am langen Pfosten völlig aus den Augen verloren, der frei stehend die Großchance aber nicht nutzen kann und aus nächster Nähe den Ball über den Kasten jagt.
Glück für den VfB Germania, das einzige Mal in diesem Spiel. Ansonsten beherrschte der Regionalligist vollkommen die Szenerie, ließ überhaupt nichts zu, was dem Tor von Fabian Guderitz gefährlich werden konnte. Die längst fällige Führung fiel dann fünf Minuten vor der Pause. Patrik Twardzik brachte eine Flanke von links gefühlvoll ins Zentrum, wo Beil zum Flugkopfball ansetzte und das Spielgerät mustergültig ins Netz wuchtete.
Nach der Pause der Gast noch druckvoller. Eine super getimte Flanke von Kay Michel, die Beil aber ungenutzt ließ, ein Schrägschuss von Nico Hübner, der auf der Linie gerettet wurde und ein Hammer von Twardzik, der den Ball aus vierzehn Meter an den rechten Innenpfosten drosch, von wo aus die Kugel herausprallte bis an die Eckfahne (!), um von dort wieder zurückzurollen, so dass der Ball sogar im Spiel blieb. Da lag das zweite Tor mehrfach in der Luft, Halberstadt versäumte es aber, den Sack bereits zuzumachen und behauptete nur den hauchdünnen Vorsprung. Für klare Verhältnisse sorgte dann Tom Nattermann eine Viertelstunde vor Schluß: Zuerst brachte Messing eine flache Eingabe von rechts auf den kurzen Pfosten, Nattermann hielt den Fuß rein und traf zum 0:2. Nur 100 Sekunden später steckte Beil im Strafraum kurz durch, Nattermann, mit dem Rücken zum Tor, netzte gekonnt mit der Hacke ein. Das 0:3 hätte nicht der Endstand sein müssen, allerdings ging der VfBG mit seinen Chancen einigermaßen leichtfertig um. So aber wahrte der CFC sein Gesicht und der VfB Germania zog souverän in die nächste Runde ein, eigentlich alles gut, passend zu diesem Tag. Knapp vierhundert Zuschauer, darunter fast ein Viertel aus Halberstadt, da freute man sich, wo sonst der CFC 03 eher vor sechzig bis achtzig Zuschauern spielt.
Leider gab es auch negative Schlagzeilen. Provokateure, die glaubten, mit dem regelmäßigen Werfern von Knallkörpern Eindruck zu hinterlassen, griffen von außen ein und warfen Pyrotechnik über die Mauer, in Richtung der HBS-Ultras.
Auch wenn es keine Zuschauer gefährdete, nervte es zwar, ließ die Zuschauer sonst aber unbeeindruckt. Diese Spielchen der Machtdemonstration eskalierten später: Es formierte sich eine radikale Bande von Vermummten, die eine Viertelstunde nach Abpfiff den HBS-Ultras am Stadion auflauerte, um ihrerseits die Machtverhältnisse klarzustellen. Wer aus der Gruppe nicht schnell genug flüchtete, geriet in eine wilde Schlägerei, in der Schlagringe und mehr zum Einsatz kamen. Polizeieinsatz, Krankenwagen, Angst, Verletzte – der Plan eines bis dato friedlichen Familienfestes und die Erinnerung daran wurden binnen Minuten jäh zerstört.