Zur Jahreshauptversammlung hatte am Montag der VfB Germania Halberstadt in die Vereinsgaststätte des Friedensstadions geladen. Der alte ist auch der neue Präsident: Olaf Herbst wurde für weitere zwei Jahre in seinem Amt bestätigt. Zu Beginn der Jahreshauptversammlung gab es die obligatorischen Berichte der einzelnen Abteilungen.
Für die Fußballer erläuterte Frank Butzke seine Erkenntnisse und gab schnell zu verstehen, dass man „an die Grenzen der Kapazitäten angekommen“ ist. Das sei für ihn der wichtigste Punkt, den es zu verbessern gilt, um auch in Zukunft weiter erfolgreichen Fußball spielen zu können.
Etwas enttäuschend war sicherlich der Abstieg der B-Junioren, der Aufstieg der A-Junioren in die Regionalliga daher umso erfreulicher. Allerdings werden noch einige Schritte erforderlich sein, um dieses Niveau halten zu können. Aktuell stehen die A-Jugendlichen auf dem letzten Platz und haben bei 22 Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz keine Chance mehr auf den Klassenerhalt. Butzke stellte in seinem Bericht aber auch heraus, dass sich die Germania nicht mit den Internaten in Halle und Magdeburg messen könne, die „andere Bedingungen“ hätten.
Und dennoch blickt die Abteilung Fußball mit Stolz auf die Erfolge des vergangenen Jahres zurück. So bekam man zum zweiten Mal das „Grüne Band“ verliehen sowie den „Kristall des Sports“. „Für unsere gesamte Fußballabteilung ist es ein ganz besonderes Jahr gewesen, auch wegen der zwei großen Auszeichnungen“, sagte Butzke. Aktuell wurde der Abteilung Fußball außerden der Titel "Landeslesitungszentrum des LSB" verliehen. Aber die Erfolge fordern auch ihren Preis: Mit 18 Jugend-Mannschaften und drei Herren-Teams fällt es zunehmend schwerer, passende Trainingszeiten zu organisieren. Darüber hinaus fiel in den Wintermonaten auch die Spiegelhalle weg.
Große finanzielle Mittel, um dem entgegenzusteuern, hat der Verein nicht, das Geld muss gut eingeteilt werden: „Wir bewegen uns in einem finanziell sehr engen Korsett. Alle Trainer sind bei uns ehrenamtlich tätig und auch für unseren Regionalliga-Nachwuchs haben wir leider nur recht bescheidene Aufwandsentschädigungen“, so der Abteilungsleiter. Großer Dank wurde in diesem Zusammenhang an alle Trainer, Eltern und Großeltern gerichtet, die täglich enormes Leisten um den Trainings- und Spielbetrieb möglich zumachen.
Große Erfolge können auch die Leichtathleten des VfB verbuchen. Zahlreiche Medaillen und Podestplätze sammelten die Starter auf Bezirksebene, mit Konstantin Rust waren sogar Erfolge auf nationaler Ebene möglich. Mit seinen Leistungen im Weitsprung ist er in seiner Altersklasse in einen Bereich vorgedrungen, der zur Weltspitze gehört. „Die Leistungen von Konstantin Rust sind für uns alle schwer zu begreifen, denn das kannten wir vorher von keinem Athleten aus Halberstadt“, berichtete Abteilungsleiter Kay Felschner. Darüber hinaus hat auch die lernbehinderte Gruppe viele Erfolge vorzuweisen und wurde daher auch zu den „Sportlern des Jahres“ im Harzkreis gewählt.
Volker Bastian, Abteilungsleiter im Tischtennis, machte in seiner Rede darauf aufmerksam, dass seine Spieler immer als erstes ihre Beiträge vollständig vorweisen. Einen kleinen Seitenhieb in Richtung Herren-Fußballer konnte er sich dann nicht verkneifen, denn da sei das keineswegs so vorbildlich. Eine große Veranstaltung war aus seiner Sicht die Tischtennisshow mit den Saive-Brüdern, die für eine große Resonanz im Herbst vergangenen Jahres sorgte.
Die Turnerinnen und Turner um Abteilungsleiterin Sieglinde Müller waren einmal mehr bei vielen Wettkämpfen sehr erfolgreich. Besonders in den jungen Jahrgängen war man stets unter den Besten. Das große Aushängeschild der Abteilung ist das Weihnachtsturnen, das sich mittlerweile fest etabliert hat und für volle Zuschauerränge in der „Völkerfreundschaft“ sorgt. In diesem Jahr findet bereits die 20. Auflage statt.
Während die Fußballer oder Leichtathleten weniger Probleme mit den Mitgliederzahlen haben, ist es im Judo das große Manko: „Das große Problem bei uns ist, dass ich mit vielen Aufgaben fast alleine da bin. Es fehlt bei uns an Nachwuchs, aber auch Erwachsene, die trainieren können. Derzeit stagniert es an vielen Stellen“, sagte Abteilungsleiter Holger Henschel. Dennoch ist er mit den Erfolgen sehr zufrieden. Um die sinkenden Mitgliederzahlen zu stoppen, soll nun verstärkt mit Schulen zusammen gearbeitet werden. Inzwischen gibt es seit 61 Jahren Judo in Halberstadt, es ist damit eine der traditionsreichsten Abteilungen.
Wie es mit neuen Mitgliedern gehen kann, hat die Abteilung Reha-, Behinderten- und Bogensport vorgemacht. Bianca Kalms, Tochter von Abteilungsleiter Uwe Schneider, berichtete, dass besonders die Bogensparte stark gewachsen ist und guten Zulauf genießt. Auch sie sind den Weg über die Schul-AG‘s gegangen, und haben damit Erfolg. „Bogensport ist sehr beliebt bei Jung und Alt“, sagte Kalms. Bisher war die Abteilung Rollbasketball das Aushängeschild, doch der Spielbetrieb wurde aufgrund der geringen Aktiven eingestellt. Zum Reha-Sport gehören Koronar-, Sport-nach-Krebs- und die Orthopädie-Sportgruppe.
Die Bereiche Gymnastik und Volleyball sind auch weiterhin mit einer kleinen Mitgliederzahl vertreten.
Im Anschluss an die Beiträge überreichte Ehrenmitglied Helmut Wilke einige Unterlagen an das Präsidium mit Recherchen aus der Vereinschronik. Er verdeutlichte, dass in Halberstadt bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt Fußball gespielt wurde, und zwar im Domgymnasium. Ein Lehrer aus Braunschweig brachte die Sportart 1879 mit, da er mit einem englischen Kollegen in Niedersachsen arbeitete. Ab 1880 stand Fußball dann im Lehrplan, erst danach überbrachte jener Lehrer den Sport nach Magdeburg.
Die Mitgliederzahlen belaufen sich mit Stand vom 1. Januar 2015 auf 800, zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr waren es 895. Auch deshalb wurde beschlossen, den Grundbetrag im Monat um 50 Cent zu erhöhen.
In seinen Abschlussworten sagte Präsident Olaf Herbst, dass er „mit Vollgas in die nächste Legislaturperiode“ gehen werde. Außerdem führt er Gespräche mit dem Deutschen Fußball-Bunde (DFB), um als Nachwuchsleistungszentrum anerkannt zu werden. Nach 15 Jahren als Schatzmeister wird Roland Voigt sein Amt niederlegen, vor zwei Jahren hatte er das schon angekündigt. Herbst sagte dazu: „Wir müssen uns nun dieser Aufgabe stellen, doch ich kann es mir ohne Roland Voigt nicht vorstellen. Wir haben 15 Jahre gemeinsam für den Verein alles gegeben. Er hat viele Nächte am Schreibtisch verbracht, dafür danken wir ihm herzlich. Das ist nicht mit Geld zu bezahlen.“ Geehrt wurden außerdem Rainer Stammnitz (turnen) und Frank Butzke.
Florian Bortfeldt und Sebastian Krause